Chaotische Radverkehrsplanung

Einig sind sich alle darin, dass bei der Radverkehrsplanung im Bezirk noch sehr viel Luft nach oben ist.

Über 30 Jahre nach dem Mauerfall ist es noch nicht gelungen attraktive und sichere Radwege zwischen Reinickendorf (Hermsdorf und Frohnau) und dem Brandenburger Umland einzurichten.

Einerseits gibt es viele schmale lückenhafte Radwege („Radverkehrsanlagen“) auf den Bürgersteigen entlang der Hauptstraßen und wichtigen Verbindungsstraßen, so beispielsweise entlang der B 96 und der Schildower Straße in Hermsdorf. Diese schmalen Radwege sind oft durch Baumwurzelanhebungen nicht immer im besten Zustand, geben aber gerade Kindern und älteren Radfahrenden ein erhöhtes Sicherheitsgefühl. All diese Anlagen entsprechen nicht mehr den neuen Anforderungen. Sie sind zu schmal und werden den neuen Lastenfahrrädern, E-Bikes, Rädern mit (Kinder-)Anhängern und schneller Fahrenden nicht mehr gerecht.

In den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts wurde in Reinickendorf ein Radwegenetz mit 6 Radwanderwegen festgelegt und ausgiebig beschildert. Im Jahr 1992 gab es dazu eine passende Fahrradwanderkarte, die vom damaligen Bezirksbürgermeister, Detlef Dzembritzki, herausgegeben wurde. Danach ist nicht mehr viel passiert. Man sieht zwar des Öfteren kleine grün-weiße Schilder mit Nummern drauf, aber kaum einer weiß, wo die Wege herkommen und hinführen.

Das Mobilitätsgesetz möchte einen attraktiven, leistungsfähigen und sicheren Radverkehr erreichen. Die Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz hat im Rahmen eines Fahrradroutenhauptnetzes eine „Reinickendorf-Route“ veröffentlicht, die von Mitte bis zum Märkischen Viertel und nach Frohnau führt. Dabei wird vorgeschlagen die B 96 an einer ungesicherten Stelle in Höhe von Alt-Hermsdorf in einer Kurve bei Lidl zu überqueren. Das ist ein Ratschlag für Lebensmüde. Anschließend werden Straßennamen verwechselt, so dass man sich unwillkürlich fragt: Wer denkt sich so etwas in welchem Hinterzimmer aus? Ortskenntnis war offenbar nicht vorhanden.

Am 6.4.2020 wird eine vom Bezirksamt beauftragte „Machbarkeitsstudie: Radverkehr in Reinickendorf“ vorgelegt. Darin werden meist zwei oder drei alternative Radrouten vorgestellt, analysiert und bewertet. Im Raum Hermsdorf waren es die Routen über den Hermsdorfer Damm, Schloßstraße zum S-Bahnhof Hermsdorf, die mit der alternativen Route über den Waldseeweg verglichen wurde. Empfohlen wurde dann die Route über den Waldseeweg, die an einer ungesicherten Stelle die stark befahrene B 96 überqueren soll. Diese Planung ist grob fahrlässig und entspricht nicht dem Primat der Sicherheit auf allen Fahrradrouten.

Eine alternative und sichere Streckenführung über die ruhige und parallel dazu liegende Bertramstraße ist den Planern nicht eingefallen. Ab der Kreuzung (Knotenpunkt) B 96 / Bertramstraße ist diese Streckenführung sogar mit dem Radvorrangnetz identisch. Weshalb wird so etwas nicht gesehen und die Gesundheit der Radfahrenden aufs Spiel gesetzt? Die Anbindung nach Glienicke erfolgt in der Studie ausschließlich über die Elsestraße und der anschließenden Lessingstraße auf Glienicker Seite.

Auch im aktuellen Radverkehrsnetz Berlin erfolgt die Anbindung Glienickes im sogenannten „Ergänzungsnetz“ ausschließlich über die Elsestraße. Im Radvorrangnetz soll die Radroute vom S-Bahnhof Hermsdorf über die Kreuzung Schloßstraße/Hermsdorfer Damm die Hohefeldstraße erreichen und dort weitergeführt werden. Diese Kreuzung ist schon jetzt völlig unübersichtlich und selbst für Autofahrer hoch gefährlich. Hier eine Radvorrangroute entlang zu legen ist unverantwortlich, gerade wenn die Sicherheit der Radfahrenden Priorität haben soll.

Ein Anwohner der zusah, wie ein Vater mit seinem Kind auf Fahrrädern versuchte die Kreuzung zu überqueren sagte nur: „Um Himmels willen!“ Das Gleiche gilt für eine andere Radvorrangroute, die man auf dem Hermsdorfer Damm auf engstem Raum bei heftigem Autoverkehr unter der S-Bahn durchleiten will.

Im Februar dieses Jahres wurde in den Umlandgemeinden das „Interkommunale Verkehrskonzept Niederbarnimer Fließlandschaft“ vorgestellt. Darin hat der offensichtliche Fahrradstraßen-Fan und Projekttleiter, Herr Rümenapp, eine Inflation von 40 Fahrradstraßen vorgeschlagen. In dem Übereifer wurde vergessen, in den vorgeschlagenen Fahrradstraßen Anliegerverkehr zuzulassen, so dass die Anlieger nach seinem Plan noch nicht einmal mehr die eigenen Häuser erreichen können. Der Eifer schwappt sogar über die Landesgrenze, insofern, als in dem Konzept auch die ungeeignete Schildower Straße in Berlin-Hermsdorf ebenfalls in eine Fahrradstraße umgewandelt werden soll.

Dies geschah, obwohl das gar nicht zum Untersuchungsgegenstand gehörte. Dem Planer war noch nicht einmal die Breite der Straße bekannt. So etwas ist nicht seriös, sondern grob fahrlässig, ignorant, schludrig und Ausdruck von Ideologie und ideologischem Eifer und hilft am Ende auch nicht den Radfahrenden.

Wir fordern mehr Transparenz und mehr Bürgerbeteiligung bei der Radverkehrsplanung !!!
… denn die Bürger müssen am Ende die verfehlte Planung ausbaden.

Initiative Offene Nachbarschaft
www.offene-nachbarschaft.de

Kontakt:
Initiative Offene Nachbarschaft
Dr. Helmut Bodensiek, Solquellstr. 27, 13467 Berlin
PMM


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