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Der Turm von Frohnau
Einwohnerantrag Gaslicht in der BVV Reinickendorf
Das Wappen von Konradshöhe
Die Büffel sind los ….    

Einwohnerantrag zur Erhaltung der Gaslaternen in der BVV 
(Text und Fotos von Karin Brigitte Mademann – kkkk)

Am 9.12.2015 beriet die Reinickendorfer Bezirksverordnetenversammlung über einen Einwohnerantrag(dem höchsten demokratischen Instrument), der mit über 1200 Unterschriften deutlich mehr als die gesetzliche Vorgabe erfüllt. Der Vertreter von „Gaslicht Kultur“, Christian Mey, erläuterte die Bedenken der Reinickendorferinnen und Reinickendorfer hinsichtlich der befürchteten Zerstörung eines Kulturgutes. Das Gesamtensemble der Berliner Gasbeleuchtung ist schon von 46.000 auf 35.000 geschrumpft und ist immer noch weltweit einmalig: Mehr als die Hälfte aller auf der Welt noch mit Gas betriebenen Straßenlaternen steht in Berlin und wurde deshalb von dem in New York ansässigen WMF (World Monument Fund) 2013 auf die Liste der bedrohten Weltkulturgüter gesetzt, die von Zerstörung und Vernichtung bedroht sind. Der entsprechende Antrag wurde erstmals erfolgreich von „Non-Profit-Organisationen“, den Gaslicht-Vereinen, eingebracht. Damit steht die Berliner Gasbeleuchtung als schützenswert auf der gleichen Stufe mit der Stadt Venedig und der syrischen Zitadelle von Aleppo. Auch die UNESCO hat signalisiert, dass alle Kriterien eines UNESCO Weltkulturerbes erfüllt sind und ein entsprechender Berliner Antrag für die Liste der Weltkulturerbe nach Expertenmeinung erfolgversprechend wäre.

Um solch einen Antrag zu retten, können die Einwohner ihre Abgeordneten beauftragen, deshalb auf die Regierung einzuwirken. Die entsprechenden Einwohneranträge in Charlottenburg-Wilmersdorf und Steglitz-Zehlendorf wurden im Sinne des Gaslichtes angenommen, die BVV Treptow-Köpenick forderte sogar einen Denkmalschutz für Gaslaternen.

Die Reinickendorfer BVV hat den Antrag an den Bauausschuss verwiesen, dessen Fachleute am 14.Januar 2016 darüber beraten.

Auch Reinickendorf ist ein Bezirk mit schützenswerten Straßenensembles: hier stehen mehr als 12% aller Berliner Gaslaternen (4.300 von 35.000). Der Einwohnerantrag möchte wie in den zuvor genannten, ebenfalls historisch gewachsenen Bezirken erreichen, dass die Schutzgebiete für den Gaslaternenbestand deutlich erweitert bzw. unter Denkmalschutz gestellt werden. Deshalb sollen die bisherigen Pläne, mehr als 88% aller Reinickendorfer Gaslaternen ( 3.800 von jetzt 4.300) abzureißen, überprüft werden. Besonders betroffen sind u.a. die Reinickendorfer Ortsteile Alt-Tegel, Ortszentrum Hermsdorf, Dorfanger Lübars, Siedlung Freie Scholle, Rathauspromenade, Alt-Reinickendorf, Weiße Stadt und die Gartenstadt Frohnau. Von dem bisher geplanten Restbestand von 500 Gaslaternen in ganz Reinickendorf ist in der Gartenstadt nur ein Bruchteil rund um die Wiltinger Straße vorgesehen. Alle übrigen Frohnauer Straßen werden sich verändern. Viele Anwohner beklagen, dass damit auch die Sicherheit auf den Gehwegen leiden wird. Die Einwohnerinnen und Einwohner, die den Antrag in Unterschriftenaktionen (z.B. auf den Kunsthandwerkermärkten) unterstützt haben, wollen neben dem erheblichen Kostenaufwand und Umweltgedanken auch den Denkmalschutz und Sicherheitsaspekt bedacht wissen. Die neuen Peitschenmasten beleuchten nicht die Gehwege, sondern nur die Fahrbahn – was nur an Zebrastreifen erforderlich ist, weil die Fahrbahn im Übrigen ausreichend von Fahrzeug-Scheinwerfern ausgeleuchtet wird. Die Gaslaternen hingegen spenden sicheres Rundumlicht für Fußweg und Fahrbahn. In mehreren Straßen stehen sie sogar direkt am Zaun der Grundstücke (z.B. Rosenplüterweg), um den gesamten Fußweg sicher zu beleuchten. Viele Anwohner sehen einen Widerspruch in der Gesamtbetrachtung, auch unter Berücksichtigung der Planungen für die Internationale Gartenausstellung 2017, wenn einerseits alte ortstypische Straßenverhältnisse wiederhergestellt werden (z.B. Reitwege in der Welfenallee), andererseits aber parallel viel Geld ausgegeben wird, um bei der Beleuchtung das traditionelle Kulturgut Gaslaterne durch neuzeitliche Standards zu ersetzen.

Als Ergänzung finden Sie zwei Meinungen von Gaslicht-Experten.

Marc Exner
Die Gasstraßenbeleuchtung gibt Gemeinschaften wie Frohnau ein unvergleichliches Flair, wie ich es sonst nur aus Baden-Baden kenne. Eine besondere Note halt! Und Frohnau ist einzigartig. Dabei müsste Gasbeleuchtung gar nicht teuer sein. Beinahe alle Probleme in Betrieb und Zuverlässigkeit sind durch Jahrzehntelange Verschlimmbesserungen hausgemacht. Mit geringem technischen Aufwand lassen sich Gaslaternen drastisch verbessern. Sie sind sehr wohl zuverlässig und dauerhaft brillant in ihrer Helligkeit. Die Gasglühkörper verschleißen somit fast immer durch Fremdeinwirkung. Das muss nicht sein: man kann das Gehäuse- wie in meinem Museum mehrfach gezeigt – verschließen! Gleiches gilt für die Injektoren. Auch könnte man wieder Zeiss-Spiegeltechniken in Gasleuchten einbauen. Diese machen aus nur vier eine Lichtleistung von 20 Glühkörpern! Gasbeleuchtung lässt sich auch wunderbar mit erneuerbaren Wasserstoffgasen bzw. Gemischen betreiben. Wussten sie, dass Kommunen keine Umsatzsteuer für die Straßenbeleuchtung durch Gas entrichten müssen? Auch die sog. rasche Amortisation durch den Umbau, nach erst über dreizehneinhalb Jahren, ist durch den Rechnungshof, wie auch den Bund der Steuerzahler, mehr als umstritten. Eins ist aber wahr, die völlig intakten Gaslaternen werden nicht umgebaut, sondern abgerissen und vor Ort unmittelbar auf der Straße zersägt! Elektrolaternen werden zu einem Großteil mit Braunkohlenstrom gespeist. Die Förderung der Kohle verseucht laut namhaften Studien unsere Wassereinzugsgebiete mit schwefelhaltiger Säure. Dies wird sich nicht nur auf unsere Gesundheit, sondern auch auf den steigenden Trinkwasserpreis von über 30% plus in den kommenden Jahren auswirken. Der Gaspreis dagegen sinkt. Die Gasbeleuchtung hat so oder so noch viel Potenzial, man muss es nur herauskitzeln.

 Utz Meiler
Durch die geplante Verringerung des Berliner Gaslaternenbestandes von ehemals 46.000 auf ca. 3.300 käme ein Großteil der Berliner auf seinen alltäglichen Wegen an keiner Gasleuchte mehr vorbei, weil es solche dann nur noch innerhalb weniger kleiner „Museumsinseln“ gäbe. Dabei ist die für die Augen so angenehme grünlich-gelbe Lichtfarbe des Gaslichts unvergleichlich, auch was die Schonung der Tierwelt, insbesondere der Insekten angeht – nicht zuletzt wegen des Fehlens eines ultravioletten Lichtanteils. Bisher ist es nicht gelungen, all diese Vorteile gleichermaßen durch Nachahmung mit elektrischen Leuchtmitteln zu erreichen! Die kurzfristigen Nachteile der Gasbeleuchtung hinsichtlich Energieverbrauch und Wartungsaufwand relativieren sich dagegen sehr bei einer Betrachtung über längere Zeiträume, die auch die – beim Elektrolicht viel höheren – Ersatzinvestitionen einbezieht. Stadtgestalterisch macht es ebenfalls einigen Unterschied, ob man in den älteren Stadtvierteln die dort traditionellen Gaslaternen belässt oder auf Elektrobeleuchtung umstellt. Selbst ein den Gasleuchten halbwegs ähnlicher Ersatz mit LEDs ist mit Anschaffungskosten von ca. 400 Mio.€ keineswegs überall gesichert, weil dieser in der Anschaffung ca. doppelt so teuer ist wie simple Leuchtstofflampen. Angesichts des durch die inzwischen auch für Berlin aufgetretene Flüchtlingsproblematik erforderlichen Investitionsaufwands erscheint ein umstrittener Austausch der Gaslaternen zu ca. 89% überprüfbar. Nicht zu vergessen auch der Vorteil der technischen Verschiedenartigkeit, denn was z. B. leuchtet in den Straßen immer noch bei Stromausfall? Richtig, die Gaslampen! Also, ein Innehalten und Überdenken des Straßenbeleuchtungskonzepts ist dringend angebracht.

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Wappen

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Wasserbüffel

 

 

 

130 wp 11 Mademann kkkk


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