Gute Pillen ~ Schlechte Pillen

„Gute Pillen – Schlechte Pillen“ informiert:
Reizdarmsyndrom
Vorsicht bei Erkältungssirups wie WICK MediNait®

Reizdarmsyndrom
Studien zur FODMAP Diät reichen noch nicht – Mangelernährung möglich

Ständige, wiederkehrende Bauchschmerzen, Blähungen, Durchfall und Verstopfung sind typische Symptome des Reizdarmsyndroms. Ein „Reizdarm“ ist zwar nicht gefährlich, aber sehr unangenehm und lästig. In der Öffentlichkeit und in der Wissenschaft wird derzeit die so genannte FODMAP-Diät beziehungsweise FODMAP-arme Diät diskutiert: Ist sie der goldene Schlüssel gegen die Beschwerden? Gute Pillen – Schlechte Pillen hat sich die Studienlage vorgeknöpft. Was folgt daraus?

FODMAP ist eine internationale Abkürzung für kurzkettige Kohlehydrate. Sie sollen die Darmfunktion ungünstig beeinflussen können und so zu Reizdarmbeschwerden führen. Eine FODMAP-arme Diät („Low-FODMAP-Diät“) besteht folglich aus Nahrungsmitteln mit wenigen kurzkettigen Kohlehydraten. Dazu gehören zum Beispiel Kopfsalat, Gurke, Tomate, Kartoffeln, Reis, Mais, Banane und Kiwi, aber auch Getreidesorten wie Hafer, Reis oder Quinoa.

Diätablauf: Während einer FODMAP-armen Diät soll man zwei bis vier Wochen komplett auf kurzkettige Kohlehydrate verzichten. Danach wird nach und nach jedes einzelne „kurzkettige“ Lebensmittel wieder ausprobiert und die Befindlichkeit dokumentiert. So sollen sich Produkte aussieben lassen, die individuell schlecht vertragen werden. Das Ziel ist, wieder möglichst beschwerdefrei und entspannt essen zu können.

Studienlage: Sprechen die vier aktuellen Studien dafür, dass eine FODMAP-arme Diät – im Vergleich mit konventionellen Ernährungsempfehlungen – tatsächlich für einen besseren und anhaltenden/dauerhaften Erfolg bringt?

Bei drei Studien wirkte sich die FODMAP-arme-Diät zwar positiv aus. Die aktuellste Studie von 2015 ergab jedoch keine bedeutsamen Erfolgsunterschiede zwischen einer FODMAP-armen Diät und einer konventionellen Reizdarm-Diät. Ob eine FODMAP-arme Diät womöglich langfristig sogar „verschlimmbessernd“ wirkt, lässt sich anhand derer Studienergebnisse bisher nicht ausschließen. Dazu war die jeweilige Studiendauer zu kurz.

Offenbar kann sowohl eine FODMAP-arme Diät als auch eine Ernährungsumstellung, die auf den konventionellen Empfehlungen für Reizdarmpatienten basiert, manchmal Beschwerden lindern. Über längerfristige Effekte sagen die Studien nichts aus.

„Gute Pillen – Schlechte Pillen“ (GPSP) -Tipp:

Reizdarmgeplagte sollten zuerst versuchen, ihre Ernährung anhand der konventionellen Empfehlungen (siehe dazu auch GPSP 3/2010) umzustellen. Hilft das nicht oder zu wenig, kommt eine FODMAP-arme Diät infrage.

Wichtig!
Weil jedwede Diät auch das Risiko einer Fehl- oder Mangelernährung birgt, sollte eine langfristige Diät nur unter Anleitung von Ernährungsfachkräften (zum Beispiel Diätassistenten) durchgeführt werden. Diese arbeiten zum Teil in Arztpraxen. Manche haben sich auch in eigener Praxis niedergelassen. Fragen Sie in der Arztpraxis oder bei Ihrer Krankenkasse danach.

Mehr zum Reizdarmsyndrom und den Studien finden Sie im Originalartikel der Ausgabe GPSP 1/2017.


Kein harmloses Säftchen
Vorsicht bei Erkältungssirups wie WICK MediNait®
Winterzeit – Erkältungszeit!

Viele Erwachsene, die es erwischt hat, versuchen Husten, Schnupfen und Heiserkeit mit frei verkäuflichen Mitteln in den Griff zu bekommen. Dazu gehören auch Erkältungssirups. Solche Präparate mit mehreren Wirkstoffen gibt es viele. Einzigartig ist die Wirkstoffkombination in WICK MediNait®. Die Werbung verspricht, vier bestimmte Beschwerden über Nacht loswerden zu können.

Doch Vorsicht: Die in Alkohol gemixten Wirkstoffe können üble Nebenwirkungen haben. „Gute Pillen – Schlechte Pillen“ bespricht, wann besondere Vorsicht geboten ist und nennt Alternativen.
Der WICK MediNait® -Hersteller selbst weist im Beipackzettel darauf hin, dass das Mittel nur angewendet werden darf, wenn sämtliche Symptome (Fieber, Schmerzen in Kopf, Gliedern oder Hals, Schnupfen, Reizhusten) gleichzeitig im behandlungsbedürftigen Ausmaß vorhanden sind.

Viele Erkältungskranke greifen nach diesem Produkt, denn dem Versprechen auf eine Linderung befürchteter oder vorhandener Symptome und eine erholsame Nacht können Schniefnasen schwerlich widerstehen.

WICK MediNait® enthält das fiebersenkende Schmerzmittel Paracetamol, den Hustenstiller Dextromethorphan, und Ephedrin, das die Blutgefäße verengt und also im Nasenraum abschwellend wirkt. Hinzu kommt der antiallergische Histamin-Blocker Doxylamin, der müde macht. Das Ganze ist gelöst in 18%igem Alkohol: Die empfohlene abendliche Dosis (30 ml) entspricht ungefähr einem halben kleinen Glas Bier oder Wein.

GPSP-Experte Professor Bernd Mühlbauer weist nachdrücklich darauf hin, „dass dieser Sirup für manche Menschen richtig gefährlich werden kann – etwa bei Bluthochdruck, Herz- und Schilddrüsenerkrankungen, Atemwegserkrankungen oder für Personen mit Grünem Star; Nieren- oder Leberschäden und auch bei vergrößerter Prostata. Für Menschen, die wegen einer Depression bestimmte Medikamente nehmen oder bis vor Kurzem genommen haben, kann das Mittel sogar lebensgefährlich werden und ist daher absolut tabu“.

GPSP-Tipp: Lästige Beschwerden lassen sich bei ansonsten gesunden Erwachsenen besser gezielt mit Einzelwirkstoffen bekämpfen.

Verstopfte Nase: Hier eignen sich abschwellende Tropfen oder Sprays aus der Apotheke. Sie helfen – über wenige Tage genommen! – schnell und man kann besser schlafen. Eine Dauerlösung sind solche Präparate nicht.

Fieber und Schmerzen: Geeignet ist Paracetamol oder ASS (Acetylsalicylsäure) nach Packungsvorschrift. Wichtig: Tabletten niemals zusammen mit Alkohol einnehmen, dass kann gerade bei Paracetamol die Leber besonders belasten.

Hustenstillende Tabletten oder Tropfen sollten Sie nur in Ausnahmefällen einnehmen, und das nach Rücksprache mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin. Und: Husten klingt in der Regel spätestens nach drei Wochen von alleine ab.

Mehr zum WICK MediNait® Erkältungssirup und seinen möglichen Gefahren finden Sie im Originalartikel der Ausgabe GPSP 1/2017.
www.gutepillen-schlechtepillen.de

„Gute Pillen – Schlechte Pillen“ ist ein Gemeinschaftsprojekt gegründet von: arznei-telegramm®, DER ARZNEIMITTELBRIEF und Pharma-Brief; mit Arzneiverordnung in der Praxis. Alle beteiligten Zeitschriften sind Mitglied der International Society of Drug Bulletins (ISDB).
Herausgeber: Gute Pillen, Schlechte Pillen – Gemeinnützige Gesellschaft für unabhängige Gesundheitsinformation mbH, Bergstr. 38A, 12169 Berlin. PMM


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