foodwatch warnt vor leeren Versprechen

foodwatch hat die EU davor gewarnt, ihre Vorschriften für die Neue Gentechnik zu lockern. Das Versprechen, wonach die Züchtung neuer schädlings- oder krankheitsresistenter Pflanzen mit Neuen Genomischen Techniken (NGT) den Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln reduziere, sei illusorisch, heißt es in einem Report, den die Verbraucherorganisation diese Woche in Wien veröffentlicht hat.

Die Risiken seien indes groß: Eine Deregulierung des EU-Gentechnikrechts würde Agrarkonzernen wie Bayer und Corteva eine noch stärkere Kontrolle über den Saatgut-Markt geben und damit langfristig den Pestizideinsatz erhöhen. Verlierer dieses toxischen Deals wären Umwelt, Biodiversität sowie Verbraucher:innen und Bäuer:innen, so foodwatch.

„Wie damals bei der ‚alten‘ Gentechnik macht die Agrarindustrie auch bei der neuen Technologie leere Versprechungen. Ohne einen einzigen Beleg zu liefern, behaupten die Gentechnik-Befürworter:innen, dass das sogenannte Genome Editing den Einsatz von Pestiziden reduzieren kann. Dabei droht genau das Gegenteil: Wenn wir das EU-Pestizidrecht lockern, haben wir am Ende womöglich nicht nur mehr Gentechnik auf unseren Feldern, sondern auch mehr Pestizide“, erklärte Lars Neumeister, Studienautor und Pestizidexperte bei foodwatch.

In Ländern mit hohem Anteil an gentechnisch veränderten Sorten seien in den 25 Jahren seit deren Einführung keinerlei Pestizidreduktion erzielt worden. In Brasilien beispielsweise hat sich der Pestizidabsatz in den letzten 20 Jahren mehr als vervierfacht. Großkonzerne werden die Neuen Gentechnik nutzen, um Saatgut über Patente zu kontrollieren und die landwirtschaftlichen Betriebe von ihnen abhängig zu machen. Dies führe zu einer höheren genetischen Uniformität, was wiederum einen höheren Pestizideinsatz zur Folge habe, schreibt foodwatch in dem Report.

„Geeignete Lösungen für einen Pestizidausstieg liegen bereits auf den Tisch: ein Vorbeugender Pflanzenschutz und die ökologische Aufwertung der Flächen. Die EU ist jetzt gefordert, rasch ein ambitioniertes Gesetz zur verbindlichen Reduktion von Pestiziden auf den Weg zu bringen“, sagte Lars Neumeister.

foodwatch forderte einen Pestizidausstieg bis 2035. Neben einer EU-weiten Pestizidsteuer brauche es eine Reform der Zulassungspraxis für Pestizide und eine Umverteilung der EU-Agrarsubventionen.

Konservative Politiker:innen torpedieren seit Wochen Pläne der EU zur Pestizidreduktion – die Pestizidrahmen-Verordnung (SUR) und das Nature Restoration Law (NRL) – mit dem Argument, sie gefährdeten die Ernährungssicherheit. foodwatch kritisierte diesen Vorstoß als unbegründet. Die EU-Kommission will die Reduktions-Pläne nun mit dem Vorhaben verknüpfen, wonach Pflanzen der Neuen Gentechnik künftig ohne Kennzeichnung und ohne ausreichende Risikoprüfung auf den Markt kommen können. Am 5. Juli 2023 wird ein entsprechender Gesetzesvorschlag für ein neues EU-Gentechnikrecht erwartet.

foodwatch e.V.

PMM


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