Tschüß lieber Orgel-Ebi!

Lieber Ebi – macht´s GUT
du hast uns in Tegel viel, viel Freude bereitet
warst immer der SUPERSTAR unter den Leierkästlern!
Dein KiEZBLATT & KiEZBLATT.de Team ~ Marina & Rainer Otto
Ebenfalls kondolieren alle Mitglieder der Narrenkappe Berlin e.V.

Eberhard „Orgel Ebi“ Franke, Berlins ältester Leierkastenmann, stirbt nach Covid-19-Infektion. Jetzt schunkeln die Engel zum Sportpalastwalzer …
Berlin trauert um den dienstältesten Leierkastenmann der Stadt.
Eberhard „Orgel Ebi“ Franke, der mit seiner Drehorgel-Musik seit 1980 die Berlinerinnen, Berliner und Touristen aus aller Welt erfreute, erlag am 12. Dezember 2020 im St. Gertrauden-Krankenhaus einer Corona-Infektion.Eberhard Franke wurde 89 Jahre alt.Der Leierkasten verfolgte „Orgel Ebi“ sein Leben lang. Schon 1937, im Alter von sechs Jahren, zog er mit einem Leierkastenmann, der einen echten Affen auf dem Kasten sitzen hatte, durch die Hinterhöfe Berlins. „Wir sammelten das Geld auf, das die Leute für uns aus den Fenstern warfen. Das habe ich nicht vergessen“, sagte „Orgel Ebi“ zu seinem 85. Geburtstag 2016.

Im Jahre 1980 war es dann soweit: Er kaufte sich für 6000 D-Mark seine erste eigene Drehorgel. Insgesamt 40 Jahre lang waren Eberhard Franke und sein Leierkasten Teil des Stadtbildes. Ob auf dem Ku’damm, vor dem Brandenburger Tor, in der Tegeler Altstadt oder in einem der typischen Berliner Hinterhöfe: Wenn „Orgel Ebi“ seine Alt-Berliner Lieder spielte, blieben die Menschen stehen, lauschten der Musik und schunkelten dazu. „Orgel Ebi“ war bei Berlinerinnen, Berlinern und Touristen aus aller Welt gleichermaßen bekannt und beliebt.

Ein Erlebnis am 11. Februar 1988 machte den Berliner Leierkastenmann weltberühmt. Es war der Agentenaustausch auf der Glienicker Brücke. Dieser dritte und letzte Austausch war der erste, der in aller Öffentlichkeit stattfand. Journalisten und Fotografen aus aller Welt warteten an der Westberliner Seite der Brücke, um den Moment der Übergabe nicht zu verpassen, vor allem wegen der anstehenden Freilassung des prominenten jüdischen Bürgerrechtlers und sowjetischen Dissidenten Anatoli Schtscharanski. „Orgel Ebi“ las in der Zeitung von dem geplanten Austausch und entschloss sich, die Agenten auf der Berliner Seite mit seiner Drehorgel zu begrüßen. Und so ging das Foto von „Orgel Ebi“ vor der Glienicker Brücke um die Welt und landete auch auf der Titelseite der „B.Z. Berlin“.

Danach war der Berliner Leierkastenmann gefragt, durfte bei Herrn Eberhard Diepgen spielen und vor dem amerikanischen Präsidenten Ronald Reagan. Als Queen Elizabeth II. im Berliner Zoo einen Gedenkstein einweihte, wurde „Orgel Ebi“ der englischen Monarchin vorgestellt. Auch dem ehemaligen französischen Staatspräsidenten François Mitterrand konnte er ein paar Lieder vorspielen. Als die russischen Streitkräfte nach der Wiedervereinigung in Berlin verabschiedet wurden, spielte er im russischen Kulturhaus. Beim Abschied der Fluggesellschaft PanAm war Orgel Ebi ebenfalls auf dem Flughafen Tegel dabei. Oft und gerne spielte er auch in der „Kleinen Weltlaterne“. So hat das Altberliner Original im Laufe seiner Karriere viele Menschen aus dem im In- und Ausland kennengelernt.

Aber fragte man den prominenten Drehorgelspieler nach seinem emotionalsten Erlebnis, sagte er stets: „Mir kommen heute noch die Tränen, wenn ich an den Mauerfall 1989 denke. Als Berliner habe ich nie akzeptiert, dass meine Heimatstadt geteilt ist. Als sie endlich wieder vereint wurde, bin ich als einer der Ersten durch das Brandenburger Tor gegangen, mit meinem Leierkasten auf dem ich den ‚Sportpalastwalzer‘ und das Lied ‚Unter den Linden‘ spielte. Das werde ich niemals vergessen, weil mich das stark berührt hat.“

Eberhard Franke wurde am 7. Juni 1931 in Berlin geboren. Nach dem zweiten Weltkrieg fing er im Ullstein Verlag als Zeitungsfahrer an. Als der Axel Springer Verlag Ullstein Mitte der 1950er Jahre übernahm, arbeitete er dort in der Weiterverarbeitung und ging nach seinem 50. Dienstjubiläum bei beiden Verlagen in Rente.

40 Jahre lang war er als Leierkastenmann auf den Berliner Prachtstraßen unterwegs, begeisterte Junge und Alte. „Ich möchte Menschen mit meiner Musik erfreuen und vor allem diese alte Tradition bewahren – Leierkastenmusik ist ein Stück Berlin“, sagte Eberhard Franke zu seinem 40. Orgel-Jubiläum im Frühjahr 2020.

Jetzt ist der Leierkasten für immer verstummt. Ende November war der 89-Jährige mit Rückenschmerzen ins St. Gertrauden-Krankenhaus gekommen. Vermutlich infizierte er sich dort mit dem Corona-Virus und verstarb am Samstag, 12. Dezember 2020.

Kontakt:
Berlinièros PR – Oliver Franke
oliver.franke@berlinieros.de

Orgel Ebi wird auf dem Luisen-Friedhof in der Guerickestraße in Berlin-Charlottenburg bestattet. Das wird aber erst in 2 Wochen sein. Ab dem 21. Januar kann man sich dort von ihm verabschieden bzw. seinen letzten Respekt zollen.


5 Gedanken zu „Tschüß lieber Orgel-Ebi!

  1. Ja, auch ich hatte das große Glück „Orgel Ebi“ persönlich auf dem Ku’damm kurz nach dem Mauerfall kennen zu lernen. Er war ein liebenswerter, aufgeschlossener Menschentyp, dem es sichtlich Freude bereitete, diese auch anderen teil werden zu lassen. Man merkte ihm an, wie befreit er wirkte, dass „sein Berlin“ endlich von den Zwängen der Mauerteilung befreit wurde. Um so trauriger stimmt es mich, dass auch ER von diesem bösartigen Virus befallen wurde und verstarb. Ich werde mir sein Angedenken bewahren.
    (Mich hatter er im November 1989 noch belächelt, als ich ihm schilderte, dass ich am 09. des Monats im Reichstag werde eine Rede halten müssen, als Gast der Gesamtdeutschen Gesellschaft, da ich aus der „Heldenstadt Leipzig“ angereist war.)

  2. Tschüß Lieber Freund Ebi

    Uuvergessen bleiben die schönen Erinnerungen an all die wunderbaren
    Treffen mit Dir!
    Viele Jahre beim Berlin-Marathon an der Streckke, und in den letzten Jahren darüber hinaus auch noch privat.
    Schade wir hatten noch viel zusammen vor, aber LEIDER!

  3. HiNWEiS der Redaktion:

    Orgel Ebi wird auf dem Luisen-Friedhof in der Guerickestraße in Berlin-Charlottenburg bestattet. Das wird aber erst in 2 Wochen sein. Ab dem 21. Januar kann man sich dort von ihm verabschieden bzw. seinen letzten Respekt zollen.

  4. Hallo und guten Tag. Sehr geehrte Damen, sehr geehrte Herren, und alle die es betrifft.
    Artikel, tschüss lieber Orgel- EBI.
    Leider vermisse ich, in dem Artikel ,denn letzten Standort, wo man dem Verstorbenen ,seinen letzten Respekt zollen kann.
    MfG Michael

    Michael – wir haben diesen Wunsch weitergeleitet – vielen DANK und ein GESUNDES 2021
    KiEZBLATT-Redaktion
    Rainer Otto

  5. So plötzlich ist der Abschied, so völlig unmöglich die Vorstellung, so unbegreiflich unsere Gefühle, das Wahre zu begreifen.
    Und immer sind da Spuren deines Lebens, Gedanken, Bilder, Augenblicke. Sie werden uns an Dich erinnern, uns glücklich und traurig machen und Dich nie vergessen lassen.
    Traurig nehmen wir Abschied.

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