Reinickendorf verfehlt Barrierefreiheit des ÖPNV

Ziel der vollständigen Barrierefreiheit des ÖPNV bis 2022 in Reinickendorf verfehlt | BVG-Pilotprojekt startet: Rufbus zum nächsten barrierefreiem Bahnhof.

In Reinickendorf gibt es insgesamt 25 Bahnhöfe der S-Bahn Berlin und der BVG. An zwölf Bahnhöfen der S-Bahn verkehren die Linien S1, S25, S26 und dreizehn Bahnhöfen der U-Bahn die Linien U6 und U8. Seit 1. Januar dieses Jahres sollte der gesamte öffentliche Personennahverkehr barrierefrei sein. Dieses Ziel sieht das Personenbeförderungsgesetz ausdrücklich vor.

In Berlin ist ein Großteil der Bahnhöfe barrierefrei zugänglich. Laut Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz sollte der „Umbau der restlichen Haltestellen bis Ende 2021 abgeschlossen sein“. Dieses Ziel wurde im Bezirk Reinickendorf nicht erreicht, wie eine schriftliche Anfrage des Reinickendorfer Bezirksverordneten Felix Schönebeck ergab.

Bei der S-Bahn sind mittlerweile elf von zwölf Bahnhöfen barrierefrei. Laut Bezirksamt gibt es nur am S-Bahnhof Karl-Bonhoeffer-Nervenklinik noch keine Barrierefreiheit. Der Bahnhof soll mit dem mehrgleisigen Streckenausbau Schönholz-Tegel im Rahmen des Projekts i2030 einen neuen Standort erhalten und barrierefrei werden.

Bei der U-Bahn sind vier von dreizehn Bahnhöfen noch nicht barrierefrei. Die Bahnhöfe Borsigwerke und Holzhauser Straße in Tegel sollen im Zusammenhang mit der Sperrung der U6 ab November 2022, die U-Bahnhöfe Residenzstraße und Franz-Neumann-Platz sollen in diesem bzw. nächsten Jahr mit Aufzügen ausgestattet werden. Grund für die Verzögerungen seien mehrjährige Abstimmungs- und Genehmigungsverfahren, teilt das Bezirksamt mit.

„Die vollständige Barrierefreiheit ist ein bedeutendes und herausragendes Ziel in unserer Gesellschaft. Die gesetzlich verankerte, vollständigen Barrierefreiheit im öffentlichen Personennahverkehr wurde in Reinickendorf bisher nicht erreicht. Dass es im Jahr 2022 noch immer nicht vollbracht wurde, den Nahverkehr im Bezirk überall so auszubauen, dass er für Menschen mit Beeinträchtigungen ohne zusätzliche Hilfen genutzt und wahrgenommen werden kann, ist nicht akzeptabel“, erklärt der Bezirksverordnete Felix Schönebeck.

Eine positive Nachricht gibt es in diesem Zusammenhang aber auch: Die BVG hat das Konzept „Alternative Barrierefreie Beförderung“ entwickelt, mit dem Lücken in der Barrierefreiheit künftig überbrückt werden sollen. Im Falle defekter oder noch nicht vorhandener Aufzüge können Fahrgäste sich telefonisch oder per App einen barrierefreien Rufbus bestellen, der sie zum nächstgelegenen barrierefreien Bahnhof fährt. Das Pilotprojekt wurde mittels Ausschreibung an die Firma Via vergeben und soll im Sommer dieses Jahres auf der U8 und auf Teilen der U5 starten. Ab 2024 soll das Projekt berlinweit umgesetzt werden. Für die Nutzung ist ein normales VBB-Ticket ausreichend.
PMM


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