Quartiersforschung im Märkischen Viertel

In Reinickendorf ist ein Forschungsprojekt zum Zusammenleben und zur Integration besonders benachteiligter Menschen an den Start gegangen.

Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Forschungsprojekt StraInQ („Strategien und Instrumente des sozialen Zusammenlebens im Quartier zur Integration besonders benachteiligter Bevölkerungsgruppen“) hat zum Ziel, Handlungsempfehlungen für ein sozial-ökologisch nachhaltiges und kultursensibles Zusammenleben zwischen alten und neu hinzugezogenen Bewohnerinnen und Bewohnern im Märkischen Viertel beispielhaft zu entwickeln.

Städtische Quartiere sind einem umfassenden Differenzierungsprozess ausgesetzt: hier treffen alte und neue Nachbarinnen und Nachbarn unterschiedlicher Generationen mit sehr verschiedenen Lebensstilen, kulturellen Hintergründen, Einstellungen sowie Einkommens- und Bildungsständen aufeinander. Die Zuwanderung neuer Bewohnerinnen und Bewohner trägt ebenfalls zur gesellschaftlichen Differenzierung der Städte bei. „Die vielfältige Ausdifferenzierung der Quartiere wirft Fragen auf, wie sich das nachbarschaftliche Zusammenleben in städtischen Quartieren organisieren und durch geeignete Strategien unterstützen lässt. Damit wird das Zusammenleben in den Nachbarschaften vor Herausforderungen gestellt und neue Möglichkeiten des Miteinanders können genutzt werden“, so Prof. Dr. Heidi Sinning, Leiterin des Forschungsverbunds und des Instituts für Stadtforschung, Planung und Kommunikation (ISP) der Fachhochschule Erfurt.

Gemeinsam mit Johannes Glöckner, wissenschaftlicher Mitarbeiter am ISP, dem Bezirksamt Reinickendorf von Berlin, dem Wohnungsbauunternehmen GESOBAU AG, dem sozialen Träger Aufwind e.V. und unterstützt vom Fachgebiet Stadtsoziologie der HafenCity Universität Hamburg wird das Forschungsprojekt diesen und weiteren Fragen nachgehen. Als Beispielquartier steht die Großwohnsiedlung Märkisches Viertel in Berlin Reinickendorf im Mittelpunkt der wissenschaftlichen Untersuchung, welches mit ca. 40.000 Einwohnerinnen und Einwohnern aus mehr als 100 Nationen durch seine diverse Bevölkerungsstruktur und hohe räumliche Dichte geprägt ist. Der stellvertretende Bezirksbürgermeister und Stadtrat für Wirtschaft, Gesundheit, Integration und Soziales von Reinickendorf, Uwe Brockhausen, betont: „Das Forschungsprojekt StraInQ ermöglicht es uns, konkrete Lösungsstrategien für ein gutes Miteinander zu entwickeln, erproben und reflektieren. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit und wissenschaftliche Begleitung stellt für den Bezirk eine ausgezeichnete Möglichkeit dar, neue Perspektiven für das Zusammenleben im Quartier zu erhalten.“

Erwartet werden wissenschaftliche Erkenntnisse, wie verschiedene Bevölkerungsgruppen ihr Quartier räumlich wahrnehmen, nutzen und sich aneignen. Dabei geht es um (halb-) öffentliche Räume als gemeinschaftsfördernde bzw. konflikt-prägende Orte, um kultursensible Transformationsprozesse städtischer Quartiere, die Weiterentwicklung von Instrumenten zur Förderung des sozialen Zusammenlebens und den Abbau von Diskriminierung. Der praxisorientierte Forschungsansatz des Reallabors ermöglicht es, konkrete Maßnahmen zur Integration benachteiligter Bevölkerungsgruppen exemplarisch im Märkischen Viertel zu untersuchen, zu entwickeln und zu erproben. Die Ergebnisse sollen auch auf andere städtische Kontexte und Akteurskonstellationen übertragen und in einem begleitenden Expertinnen- und Expertenkreis kritisch reflektiert werden.
PMBA


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