Autorin Kerwien: KB-Kurzweiliges 21~08


Mayday über dem Arabischen MeerEin Privatjet, 10.000 Meter über dem Arabischen Meer. Wir sind auf dem Rückflug von Malé auf den Malediven, an Bord Hauke Rissenbeck und seine Frau Alina, ein Prenzel-Pärchen Mitte 30, dazu ein blonder Hosenmatz.Hauke ist ein hipper Startup-Aufsichtsrat, fein rasierter Bart, grooviges Kapuzenteil. Seine Frau Alina ist Schauspielerin. Sie hat keinen Bart, dafür stylische Hotpants. Sie schlägt die Beine übereinander wie Olivia Jones.Beim Einsteigen hat Alina auf das Namensschild an meiner Uniform getippt und mir zugezischt: »Hören Sie, Liberty. So geht das nicht. Ziehen Sie sich mal die Lippen nach.«Hupsi. Lippenstift verschmiert? »Ich hab mich halt so gefreut, den Piloten wiederzusehen«, sag ich und zwinkere ihr Pin-Up-mäßig zu.

Aber Madam hat so viel Humor wie ein Toilettenstein. »Für den Flugpreis haben wir hier ja wohl vom Start weg einen Anspruch auf Ästhetik«, schnauzt sie.

Erstaunlich. Dabei sind unsere beiden Durchstarter nur ein paar Jahre älter als ich.

»Danke, dass Sie helfen, unseren Service zu verbessern«, tiriliere ich also. »Ich freue mich, Sie beide an Bord unseres Fluges nach Schönefeld begrüßen zu dürfen. Die Flugzeit beträgt 11,5 Stunden. Das Wetter in Berlin ist sonnig, heiß, und umwerfend schön.« Ich wiege ein bisschen die Hüften.

Fünfhundert Flugmeilen später langweilen sich die Herrschaften. So sehr, dass Alina Rissenbeck Ginger-Shots bestellt. Damit kriegt sie mich nicht. Ein exklusiver Jet-Charterer ist immer für dich da, wie ein guter Freund. Wir haben alles: coffee, tea, Haferdrink and me. Ich entkorke Ihnen auch einen im Heizungskeller des Frachtterminals abgefüllten 2012er Tegeler Flughafensee mit den Zähnen. Wirklich ein Gottesbeweis, mein Bordservice.

»Immer dieses Gepushte!«, echauffiert sich Alina mit einem Seitenblick auf mich. »Seit ich keinen BH mehr trage, kommst du doch erst richtig in den Flow, Hauke!«

Ihr Hauke streckt sich im Nappaledersessel. »Ich freue mich schon wieder auf die Metta-Meditation«, sagt er. »Die hat mir ja total geholfen, mit meinem straffen Yoga-Kurs-Plan besser klarzukommen.«

»Möchtest du heute Abend Bretonische Fischsuppe oder Gnochi mit Pinienkernen, Fynn-Fiete?«, fragt Mami ihren Anderthalbjährigen. Wahrscheinlich ist der Junge in einem Frühförderprogramm für Sterneköche.

Jedenfalls lächelt er selig. Ein Sabberfädchen läuft ihm über‘s Kinn.

Ich frage den Kleinen, ob er eine Cola möchte. Er nickt begeistert. Als ich serviere, sagt Fynn-Fiete mit leuchtenden Augen: »Ganke!«

Darauf seine Mama: »Bei der brauchst du dich nicht zu bedanken, die wird von Papa dafür bezahlt!«

Ich schlucke. Ich spüre die Resonanz dieses Satzes im Bauch.

„Wenn ich jetzt einfach die Tür aufmachen würde“, zische ich Alina zu, „dann saugt euch der Unterdruck bis in die Stratosphäre. The exits are clearly marked.“

Ich flüchte aufs Klo.

Lippenstift okay? Ja.

Ach herrje. Unter uns taucht die irakische Küste auf. Und im Spiegel? Ich bin‘s, Eure liebe Little Miss Landmine. Ich habe mal wieder alle mit den Sicherheitsvorkehrungen an Bord vertraut gemacht. Ich brauche einen neuen Job.

Gibt eigentlich nur eine Arbeit, für die ich zwei sehr überzeugende Argumente und den richtigen 90er-Jahre-Humor mitbringe – Escort-Model.

Let’s do this.

– ENDE –

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Der Text ist der Anfang eines neuen Krimis, in dem die Ex-Stewardess und Escort-Lady Liberty Vale ermittelt.
Foto von mir mit Fliegermütze.
Ich wünsche entspanntes Lesen ~ Ihre Bettina Kerwien ~ Let’s do this.

Schrifstellerin Bettina Kerwien – www.bettinakerwien.de
Stöbern Sie auch mal in ihren spannenden Krimis°
Foto: Schrifstellerin Bettina Kerwien


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