Gedenk- und Informationsstele Flottenstraße

Einweihung einer Gedenk- und Informationsstele zur Erinnerung an das Schicksal der Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter vor dem ehemaligen Betriebsgelände der Argus Motorenwerke (1942-1945) in der Flottenstraße in Berlin-Reinickendorf.

Im Juli weihte Bezirksstadträtin Katrin Schultze-Berndt vor dem Betriebsgelände der ehemaligen Argus-Motorenwerke eine Gedenkstele zur Erinnerung an die Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter in der Zeit des Nationalsozialismus ein und betonte in diesem Zusammenhang die Wichtigkeit der Gedenk- und Erinnerungsarbeit.

In der Flottenstraße lag in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts das östliche Produktionszentrum Reinickendorfs. Hier hatten eine Reihe bedeutender Industriebetriebe ihre Standorte, darunter die Argus Motorenwerke. Argus gehörte im Zweiten Weltkrieg als Zulieferbetrieb für die deutsche Luftwaffe zu den größten und bedeutendsten Industrieunternehmen im Deutschen Reich. Seit 1942 wurden bei Argus mehrere Tausend russische, polnische, niederländische, französische, belgische und tschechoslowakische Zwangsarbeiter eingesetzt. Die Lager befanden sich in der Flottenstraße 28-42, in der Roedern-Allee 32 und in der Roedern-Allee 33-44 (damals Graf-Roedern-Allee).

Im August 1944 kamen rund 800 jüdische Zwangsarbeiterinnen aus Ungarn und Polen aus dem KZ Auschwitz hinzu. Für diese Frauen errichtete Argus ein dem KZ Sachsenhausen unterstelltes Außenlager im äußersten Winkel der Flottenstraße nahe der Gabelung der S-Bahnlinien Richtung Oranienburg und Hennigsdorf. Die hier untergebrachten Frauen wurden mit unzureichender Kleidung ausgestattet. Sie waren chronisch unterernährt. Darüber hinaus waren die Frauen schwersten körperlichen Misshandlungen und Schikanen durch das weibliche SS-Aufsichtspersonal ausgesetzt, die die Frauen teilweise nicht überlebten.

Das Lager wurde erst kurz vor Kriegsende 1945 aufgelöst und die überlebenden Frauen zurück nach Sachsenhausen und von da weiter nach Norden deportiert, bevor sie von sowjetischen Truppen befreit wurden. Nach Kriegsende verlor Argus durch Demontage durch die sowjetische Besatzungsmacht die gesamte Ausrüstung. Die erhaltenen Gebäudeteile von Argus stehen heute unter Denkmalschutz.

Eine bezirkliche Gedenkstätte für Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter, der Historische Ort Krumpuhler Weg, befindet sich im Billerbecker Weg 123A in Tegel-Süd. Hier betrieb die Firma Alkett/Maget von 1942 bis 1945 das Gemeinschaftslager Krumpuhler Weg. Nähere Informationen finden sich unter www.museum-reinickendorf.de.

Bildvergrößerung: Kulturstadträtin Katrin Schultze-Berndt, re., weiht gemeinsam mit der Fachbereichsleiterin Dr. Cornelia Gerner, li., die Gedenkstele für Zwangsarbeiter in der Flottenstraße ein.
Bild: BA Reinickendorf

PMBA


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