Windpark-Warnlichter als Todesfalle

Unser KiEZBLATTLeser Bern B. schickte uns folgende Mail:
Rotes Licht lockt ziehende Fledermäuse an!
Fatale Anziehung: Die roten Warnlichter von Windkraft-Anlagen können für Fledermäuse zur tödlichen Falle werden. Denn wie ein Experiment enthüllt, lockt ausgerechnet rotes Licht die Tiere an. Gerade im Herbst während ihrer saisonalen Wanderung könnten demnach besonders viele Fledermäuse Opfer dieser fatalen Anziehung werden. Warum ausgerechnet rotes Licht die Tiere anzieht, ist allerdings noch ungeklärt.Windkraft-Anlagen tragen dazu bei, klimafreundlichen Strom zu gewinnen. Doch sie haben eine Schattenseite: Jedes Jahr sterben mehr als 250.000 Fledermäuse in Deutschland durch Kollisionen mit den Rotorblättern der Windturbinen. Die meisten davon sind wandernde Arten auf dem Weg in ihre Winterquartiere. Warum die Windparks zu Todesfallen für die Fledermäuse werden, ist bisher nur in Teilen geklärt. Einige baumbewohnende Arten scheinen die Masten mit Bäumen zu verwechseln, warum andere die Windparks teilweise direkt anzufliegen scheinen, ist unbekannt.

Warnlichter imitiert
Jetzt haben Christian Voigt vom Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung einen weiteren Grund für die fatale Anziehung entdeckt: die roten Warnlichter der Windkraft-Anlagen. Für ihre Studie hatten die Biologen im Naturschutzgebiet Pape an der lettischen Ostseeküste einen acht Meter hohen Mast aufgestellt, an dem sie entweder rote oder weiße LED-Lampen aufleuchten ließen. Diese Gegend wird bei Fledermäusen auf ihrem Herbstzug besonders häufig durchflogen.

Mikrofone zeichneten die Echoortung der Fledermäuse auf, die auf diesen Mast zuflogen. Auf diese Weise konnte die Forscher feststellen, welche Arten wie auf die verschiedenen Lichter reagierten. „Fledermäuse können gut sehen, einschließlich Wellenlängen, die uns Menschen verborgen bleiben“, erklärt Voigt. Die Wellenlänge der roten LED-Lampen entsprach der der roten Warnleuchten, die aus Gründen der Flugsicherheit an Windkraftanlagen und hohen Gebäuden eingesetzt werden.
Rauhautfledermaus (Pipistrellus nathusii) im Flug
© Christian Giese Zoom

Angelockt von roten Licht
Das Ergebnis: „Wenn das rote LED-Licht angeschaltet wurde, beobachteten wir eine verstärkte Flugaktivität von Mückenfledermäusen (Pipistrellus pygmaeus) in der Nähe und auch einen Trend zu höherer Aktivität für Rauhautfledermäuse (Pipistrellus nathusii)“, berichten die Forscher. Anhand ihrer Ultraschallrufe konnte sie erkennen, dass diese Fledermäuse das künstliche Licht aber nicht zur Jagd auf Insekten nutzten.

Stattdessen schienen sie vom roten Licht angezogen zu werden. „Die Fledermäuse scheinen direkt zum roten Licht hingeflogen zu sein“, so die Wissenschaftler. Bei der Beleuchtung mit weißem Licht ließ sich dagegen kein erhöhtes Auftreten von vorbeifliegenden Fledermäusen feststellen. Nach Ansicht von Voigt und seinen Kollegen sprechen ihre Ergebnisse dafür, dass die roten Warnleuchten von Windparks ziehende Fledermäuse anziehen und damit sozusagen in den Tod locken.

„Rote Warnlichter, zur sognannten Befeuerung, sind häufig so angebracht, dass sie über viele Kilometer sichtbar sind. Sie könnten deshalb ziehende Fledermäuse über große Distanzen anlocken, so die Forscher.

Grund für Anziehung noch unklar
Warum die ziehenden Fledermäuse von roten Lichtquellen angelockt werden, ist bisher allerdings unklar. „Ob manche rote Lichtquelle Fledermäuse möglicherweise blenden, und ob sie deshalb desorientiert in Richtung der höchsten Lichtintensität fliegen, bedarf weiterer Forschung“, sagt Voigt. „Wir müssen auch noch besser verstehen, welchen Einfluss die steigende Lichtverschmutzung langfristig auf die Bestände dieser nachtaktiven Tiergruppe hat.“

Um die Fledermäuse vor dem Tod zu bewahren, könnte schon eine Umstellung der Warnbeleuchtung an Windparks helfen, meinen die Forscher. Eine Umstellung auf für Fledermäuse geeignete Signale oder eine Beleuchtung nach Bedarf – nur wenn sich ein Flugzeug nähert – würde vermutlich die Zahl von Schlagopfern an Windkraftanlagen reduzieren.
(Ecology and Evolution, 2018; doi: 10.1002/ece3.4400)(Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung im Forschungsverbund Berlin e.V., 27.08.2018 – NPO)
PMM – kb163


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