Verbraucher wählen „Smartwater“

„foodwatch“ teilt uns mit > Coca-Cola erhält den Negativpreis Goldener Windbeutel: Bei einer Online-Abstimmung der Verbraucherorganisation foodwatch wählte fast ein Drittel der rund 70.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer das „Smartwater“ zur dreistesten Werbelüge des Jahres.

Die Kritik: Anders als von Coca-Cola suggeriert, ist das „Smartwater“ nicht besser als herkömmliches Mineralwasser – kostet aber bis zu siebenmal mehr. Zur Begründung verweist der Getränkekonzern auf ein angeblich „von Wolken inspiriertes“ Herstellungsverfahren.

„Coca-Cola betreibt dreiste Verbraucherabzocke mit dem Grundnahrungsmittel Nummer Eins. Um den Verbrauchern das Geld aus der Tasche zu ziehen, hat sich Coca-Cola ein hanebüchenes Bearbeitungsverfahren ausgedacht, das wissenschaftlich klingt, aber völlig unsinnig ist. Das ‚Smartwater‘ ist einfach nur ein schnödes Wasser, teuer verkauft“, sagte Sophie Unger von foodwatch, Wahlleiterin beim Goldenen Windbeutel 2018. Die Verbraucherorganisation forderte Coca-Cola auf, das Werbemärchen zu stoppen – und nahm gleichzeitig den Lebensmittelhandel in die Pflicht: Unternehmen des deutschen Einzelhandels dürften die Werbelüge des Jahres nicht länger verkaufen. „Der Einzelhandel verdient an den wolkigen Werbeversprechen kräftig mit – damit muss Schluss sein. Die Händler müssen das Coca-Cola-Mogelprodukt aus den Regalen räumen“, so Sophie Unger.

Coca-Cola bewirbt sein Produkt „Smartwater“ als „dampfdestilliertes natürliches Mineralwasser für einen klaren, frischen Geschmack“. Hinter Werbesprüchen wie „von Wolken inspiriert“ steckt ein simpler Vorgang: Das Wasser wird zuerst verdampft und dann wieder aufgefangen, verloren gegangene Mineralstoffe werden später künstlich wieder hinzugefügt. foodwatch kritisierte das Verfahren als ernährungsphysiologisch völlig unnützen Trick, den Verbraucherinnen und Verbraucher teuer bezahlen: Mit 1,65 Euro pro Liter ist das „Smartwater“ bis zu sieben Mal teurer als normales Mineralwasser.

Neben dem Coca-Cola-Wasser waren vier weitere Produkte für den Goldenen Windbeutel 2018 nominiert. Fast 70.000 gültige Stimmen gingen im Wahlzeitraum seit Anfang November ein.

Das Ergebnis im Detail:
1. Platz: Glacéau Smartwater von Coca-Cola (21.235 Stimmen, entspricht 30,5 Prozent der gültigen abgegebenen Stimmen)
2. Platz: Kids Tomato Ketchup von Heinz (19.547 Stimmen, 28,1 Prozent)
3. Platz: Corny Milch von Schwartau (10.889 Stimmen, 15,6 Prozent)
4. Platz: Bratöl Olive von Dennree (9.398 Stimmen, 13,5 Prozent)
5. Platz: Erbseneintopf Gut und Günstig von Edeka (8.546 Stimmen, 12,3 Prozent)

foodwatch vergibt den Goldenen Windbeutel zum achten Mal. Erstmals konnten in diesem Jahr Verbraucherinnen und Verbraucher auf der foodwatch-Beschwerdeplattform Schummelmelder.de im Vorfeld der Wahl selber Kandidaten vorschlagen. Vier der fünf nominierten Produkte waren Vorschläge von Usern: die Produkte von Heinz, Schwartau, Dennree und Edeka. Das „Smartwater“ von Coca-Cola hatte foodwatch nominiert.

Mit der Online-Abstimmung zum Goldenen Windbeutel will foodwatch auf legale Täuschung im Lebensmittelbereich aufmerksam machen und bessere gesetzliche Kennzeichnungsregeln erwirken. Die Verbraucherorganisation fordert unter anderem eine verständliche Nährwert-Ampel, ein Verbot irreführender Gesundheitswerbung sowie realistische Produktabbildungen und -bezeichnungen.

Bisherige Windbeutel-Preisträger waren unter anderem der Trinkjoghurt Actimel von Danone (2009), die Milch-Schnitte von Ferrero (2011) und ein Instant-Tee für Kinder von Hipp (2012). Vergangenes Jahr ging der Negativpreis an einen überzuckerten Babykeks der Firma Alete.

Pressemitteilung Nachtrag zum Geschen am 04.12.

„Wucher“ – „Wasser-Abzocke“ – „Dreistigkeit“: Auf Sprechblasen steht in deutlichen Worten die Kritik von Verbraucherinnen und Verbrauchern am „Smartwater“ von Coca-Cola. Aktivistinnen von foodwatch kleben die Schilder kurzerhand an die Glastüren der Deutschlandzentrale des Getränkekonzerns. Eine Demonstrantin in einem lebensgroßen Kostüm des Coca-Cola-Wassers steht vor dem knallroten Firmengebäude am Berliner Spreeufer, in der Hand ein Schild: „Ich will keine Werbelüge mehr sein!“

…Als foodwatch zur Preisübergabe an der Konzernzentrale eintraf, verwehrten zwei Security-Mitarbeiter freundlich, aber bestimmt den Zutritt. Nach einigen Minuten dann stürmte ein Coca-Cola-Manager an dem foodwatch-Team und den wartenden Fernsehkameras vorbei und gab einige Metern entfernt von dem Gebäude ein vorbereitetes Statement ab: Man halte „die Kritik für nicht gerechtfertigt“. Transparenz sei für Coca-Cola „sehr wichtig“, auf dem Etikett seien „alle wichtigen Informationen“ angegeben und vor allem: „Die Verbraucher sind es, die entscheiden, ob sie das Produkt kaufen möchten oder nicht.“ Damit verschwand der Coca-Cola-Vertreter nach wenigen Augenblicken wieder fluchtartig hinter der Glastür der Firmenzentrale. Auf ein Gespräch wollte er sich nicht einlassen, zu der Kritik der Verbraucherinnen und Verbraucher: kein Wort.

„Der Weltkonzern Coca-Cola zeigt den Verbraucherinnen und Verbrauchern die kalte Schulter und ignoriert das Votum zehntausender Menschen“, sagte Sophie Unger von foodwatch, Wahlleiterin beim Goldenen Windbeutel 2018. Die Verbraucherorganisation forderte alle Unternehmen des Lebensmitteleinzelhandels auf, jetzt zu reagieren: „Solange Coca-Cola sich stur stellt ist der Handel gefragt, denn an jeder Flasche Smartwater verdient er kräftig mit. Supermärkte & Co. müssen das dreiste Schummelprodukt von Coca-Cola aus den Regalen räumen“, so Sophie Unger.

Link:
Ergebnisse der Wahl zum Goldenen Windbeutel 2018: www.goldener-windbeutel.de
PMMfw


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