Neukölln trifft Reinickendorf

Kulpok Giffey Brockhausen Maestral0029 a„Neukölln trifft Reinickendorf“

In seiner Gesprächsrunde im Restaurant MaeStraL (Eichborndamm 236) hatte Herr Alexander Kulpok (Publizist, Chefredakteur, Moderator, Medienberater, Musikkritiker) Frau Dr. Franziska Giffey (Neuköllner Bürgermeisterin) und Herr Uwe Brockhausen (Stellvertretender Reinickendorfer Bürgermeister und Spitzenkandidat zur BVV-Wahl im September) zu Gast.

Tja – und so war es > das ist Reinickendorf < das top sommerliche Wetter und die Spitzentemperaturen konnten die Reinickendorfer nicht davon abhalten, sich zu dieser sehr informativen Veranstaltung zu begeben.

Frau Dr. Giffey – Grundgesetz
Wir sind ein Land, das demokratisch organisiert ist, das nach den Grunsätzen der freiheitlich demokratischen Grundordnung funktioniert, die Gleichberechtigung von Mann und Frau, wir respektieren nicht Radikalismus, ich werde auch in einer Moschee sagen, dass ich es nicht akzeptieren kann, wenn mir jemand nicht die Hand gibt weil ich eine Frau bin. Das sind Kleinigkeiten die was bedeuten und viele, viele Kleinigkeiten machen dann doch ein großes Problem und darüber müssen wir reden. Es ist auch da wichtig, dass wir darauf achten, dass die Werte, die bei uns da sind und über Jahrzehnte gewachsen sind, dass die erhalten bleiben und wir für die auch immer wieder streiten. Ich glaube, dass wir die großen Konflikte die wir in Europa im Moment haben oder auch in Deutschland nicht lösen werden, wenn wir nicht den Dialog führen.

Herr Brockhausen – Probleme
Ich werde in Reinickendorf den Dialog suchen und mich den Problemen vor Ort stellen. Vor allen Dingen werde ich bei den Menschen sein, bei denen die Probleme sind und auch dort, wo man möglicherweise auf deutlichen Widerstand trifft – wo ich auf Menschen treffe, die eine ganz andere Meinung vertreten. Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass Demokratie nur erfolgreich ist, wenn die Politiker auch bereit sind dort hin zu gehen, wo die Probleme entstehen sowie mit den Menschen vor Ort zu sprechen, um zu einer akzeptablen, zufriedenen Lösung zu kommen. Nur so kann ich für Verständnis für meine Entscheidungen sorgen.

Frau Dr. Giffey – Neukölln und Jugend
Wir erleben, so z. B. in der Sonnenallee (Arabische Straße) dass arabische Cafes enormen Aufschwung auf Grund der Flüchtlingsbewegung haben. Weit über 70% sind arabisch, aber auch die türkische Kommunity ist beachtlch. Das verändert eine Stadt natürlich enorm – das bedeutet dann, dass diejenigen, denen es etwas besser geht abwandern. Da bahnt sich jetzt ein erfreulicher Wandel an – Eltern bilden Initiativgruppen und sagen >Wir bleiben hier< und bringen sich unter dem Motto >Wir vertrauen der Schule< aktiv in das gesellschaftliche Leben mit ein.
Kulpok Giffey Brockhausen Maestral0015 aZu den Problemen mit den Jugendlichen – wie reagieren wir darauf – Es fängt in der Schule mit dem Schulschwänzen an, mit der Tatsache, dass der Sportunterricht keine freiwillige Angelegenheit ist und wenn die Leute meinen die Ferien werden verlängert weil die Flüge billiger sind, darauf muss zügig reagiert werden. Auch wenn eine Straftat erfolgte muss darauf schnell reagiert werden von den Lehrern, Sozialarbeitern, Jugendeinrichtungen, Polizei, Jugendgerichtshilfe – Und es kann nicht sein, dass aufgrund mangelnder Vernetzungen der eine nicht weiß was der andere macht. Die Behörden müssen wissen, was untereinander passiert. Was allerdings schon mal der richtige Weg ist, dass wir einen „Staatsanwalt für den Ort“ haben – es gibt also einen, der sich nur um die Neuköllner „Früchtchen“ kümmert.

Herr Brockhausen – Jugend
Das Jugendamt in Reinickendort muss besser ausgestattet werden. Ich habe ein großes Problem damit, dass man nicht erkennt, dass die Jugend die Zukunft ist. Wenn junge Menschen nicht mitgenommen werden, wenn junge Menschen keine Perspektive haben, verspielt man Zukunft. Wenn junge Menschen als Intensivtäter auftreten, dann ist es schon zu spät. Dann liegen leider junge Lebensbiografien vor, wo kaum noch eine Trendwende zu schaffen ist.

Frau Dr. Giffey – Migariton
Die Leute müssen so gut Deutsch lernen, dass sie auch einen Zugang zum Arbeitsmarkt haben. Kinder müssen schnell in die Kita, in die Schule in Willkommensklassen damit sie schnell Deutsch können um in den normalen Klassen mitlaufen zu können. Wir dürfen auf keinen Fall die gleichen Fehler machen wie bisher. So bringen wir die Menschen in Unterkünfte, 600 und mehr auf einer Stelle und integrationspolitisch ist das natürlich ein großer Fehler – aber es braucht nun mal bei einem Zuzug von 40.000 Menschen seine Zeit für den Bau neuer Wohnungen. Besonders eine Unterbringung in Turnhallen oder Tempelhofer Hangars ist furchtbar. Optimale Integration wäre eine Unterbringung  der Menschen in einem Haus – unten die Großeltern – in der Mitte ein Ehepaar – oben die Familie und mittendrin das Flüchtlingspärchen und dann funktioniert es auch. Ich meine sehen wir doch erst mal wer da kommt. Es sind nicht alle kriminell aber viele, viele haben schlimme Kriegserfahrungen hinter sich und wollen einfach nur in Frieden leben.  Ich wünsche mir, dass die älteren Berliner, die noch wissen was es bedeutet alles verloren zu haben, das die sagen: „Kommt Leute, wir haben es damals geschafft wir schaffen es auch heute“. Es ist auch nicht die Frage ob wir es schaffen, die Leute sind da und wir müssen uns darüber Gedanken machen wie wir es schaffen.

Kulpok Giffey Brockhausen Maestral0033 aHerr Brockhausen – Reinickendorf
Ich habe eine ganz klare und genaue Vorstellung von dem, was ich in Reinickendorf anders machen will.
Ganz wichtig > ich will auch mit den Menschen sprechen, die eine andere Auffassung haben. Ich will Schluss machen mit der vergangenen bequemen Politik und der Politik der Ausgrenzung. Dort, wo etwa Bürger es wagen Kritik zu äußern ~ dort geht man nicht hin oder geht einmal und dann nie wieder hin – das halte ich für falsch. Besonders in der Kommunalpolitik gilt es, mit den Bürgerinnen & Bürgern zu sprechen. Ich halte es für falsch, wenn ein Bürgermeister nur zu bestimmten Schwerpunkten und dort hingeht, wo es schön ist und Spaß macht hinzugehen.
Sehen Sie, mich bewegt die Frage > Wie bekomme ich es hin, dass wir es gemeinsam schaffen, wieder mit den Bürgerinnen und Bürgern in das Gespräch zu kommen, besonders mit denen, die sich von den etablierten Parteien ein Stück weit abgewendet haben und sich im Moment in einer Proteststimmung befinden. Wie kann ich diese Wählerschicht überzeugen, dass wir ein Gemeinwesen haben und Reinickendorf eine Stadt ist, in der es sich lohnt zu leben. Möglicherweise einfache Lösungen mit der bekannten Schwarz/Weiß-Malerei sind nicht wirklich das Ziel. In der praktischen Politik stellt man nämlich sehr schnell fest, dass der Charme einfacher Lösungen sehr, sehr schnell verfliegt.
Ich mache gerne hier in meinem Reinickendorf Kommunalpolitik, weil ich glaube, dass wir in Reinickendorf viele Chancen und ein großes Potenzial haben, was ich besser nutzen will und das wird nicht alleine eine Partei bewegen, sondern das werde ich gemeinsam mit den Reinickendorfern erfolgreich bewegen können.
Mir fehlt im Rathaus eine richtig konstruktive Zusammenarbeit zwischen den Fraktionen.
Natürlich stehen wir im Wettbewerb, das ist gar keine Frage, aber Kommunalpolitik ist für mich besonders dadurch geprägt, dass man lösungsorientiert ist, d. h., dass wir gemeinsam an einem Ziel zusammenarbeiten werden. Dies werde ich  besser machen.
Darum bin ich überzeugt, dass wir in Reinickendorf andere Mehrheitsverhältnisse brauchen. Dafür stelle ich mich zur Verfüngung und dafür werde ich kämpfen. Gehen Sie im September zur Wahl, dann sind wir auf einem guten Weg vieles noch besser machen zu können.
Es folgte dann eine rege Diskussionsrunde.


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