Lesermeinung

Sprechen und schreiben Sie noch »normal«?
„Was soll diese Frage“, werden Sie sicherlich im ersten Moment denken oder sagen, „natürlich spreche und schreibe ich normal!“ Leider ist das in vielen Fällen nicht mehr so, vielleicht merken Sie gar nicht, dass Sie eine neue »Spreche oder Schreibe« haben. Denn in unserem Alltag wird unsere schöne Sprache, von Luther, Goethe, Schiller, Uhland, Kleist und anderen voll ausgeschöpft, immer häufiger durch neue Wortschöpfungen mutiert.

„Wer die Welt verändern will, muss bei der Sprache anfangen“, wird ein Leitgedanke von Konfuzius interpretiert. Und offenbar will man seit Jahren unsere Welt, unser Leben durch Sprachregelungen verändern. Jährlich wählt die Jury der »Sprachkritischen Aktion Unwort des Jahres«,  ein Wort aus, das wir restlichen 80 Mio Deutsche nicht mehr anwenden sollen. Und viele Medien machen den Unsinn mit.

„Political correctness“ bestimmt immer häufiger unser Leben, unmerklich schleichen sich neue Worterfindungen in Medien und politische Aussagen ein. Althergebrachtes wird plötzlich als fremdenfeindlich oder ethisch nicht vertretbar dargestellt, bestimmte Kinderlieder sollen nicht mehr gesungen werden, bestimmte Speisebezeichnungen erhalten neue Namen und Darstellungen in Kinder- und anderen Büchern werden überarbeitet, damit sie »politisch korrekt« sind.

„Wir haben jetzt eine neue Sprache, Schönsprech!“ schreibt  Dr. Udo Ulfkotte in seinem Buch »gekaufte Journalisten«, das wochenlang auf der Bestsellerliste stand. Ulfkotte führt dazu einige Beispiele auf: Hässliche Menschen = ästhetisch herausfordernd; dumme Menschen = geistig herausfordernd; Rentner = Generation 60plus. Und statt zuzugeben räumt man ein.

Aber leider machen auch die Behörden mit: Aus dem Arbeitsamt wurde ein Jobcenter, aus der Grundstücksverwaltung ein Facility Management, aus Aufnahmeverfahren für Flüchtlinge eine Willkommenspolitik. Und wer weiß schon, dass das „be“ vor Berlin „sei“ bedeuten soll und keine postalische Abkürzung ist.

Der größte Unsinn ist die Schreibweise MitarberInnen oder auch die Anwendung des Wortes Frau (frau) als Pendant zum geschlechtsneutralen „man“. Lächerlich wird es, wenn aus dem „Bürgersteig“ ein „BügerInnensteig“ wird – aber haben Sie schon einmal das Wort „DiebIn“ gelesen?

Die Generation, die noch »normal« sprechen, schreiben und lesen gelernt hat, die sich nicht dem „political correctness“ unterwirft, wird heute allzu schnell als unverbesserlich »rechts« eingeordnet. Dennoch: Wir sollten uns unsere Sprache erhalten.

Horst Viehoefer, Berlin


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