Landespreis des Bundespräsidenten

Gymnasium Bertha-von-Suttner  2015_EhrungReinickendorfer Schüler auf den Spuren von Außenseitern in der Geschichte vom
Bundespräsidenten ausgezeichnet.

Schüler des Europäischen Gymnasiums Bertha-von-Suttner erhalten den Landespreis des Bundespräsidenten für ihre Forschungen zur DDR-Geschichte Der Ministerwagen aus Potsdam fährt bereits einige Minuten zu früh am Zeughauskino des Deutschen Historischen Museums vor. Brandenburgs Bildungsminister Günter Baaske traf fast gleichzeitig mit dem Berliner Bildungsstaatssekretär Mark Rackles am späten Vormittag ein.

Viele der Hauptpersonen tummelten sich zu diesem Zeitpunkt am 16. September schon im Festsaal. Dort ließ es sich der Präsident der Stiftung Deutsches Historisches Museum, Prof. Dr. Alexander Koch, nicht nehmen, die Ehrengäste persönlich zur Festveranstaltung zu begrüßen.

Die besten Junghistorikerinnen und Junghistoriker aus Berlin und Brandenburg waren von der Hamburger Körber-Stiftung zur Ehrung der Landessieger des Geschichtswettbewerbs des Bundespräsidenten eingeladen.

Mit dabei: die beiden Schüler Shereef Alexander Salzmann aus Tegel und Jason Witte aus Frohnau. Beide gehen heute in die 12. Klasse des Europäischen Gymnasiums Bertha-von-Suttner in Reinickendorf. Sie wurden als Berliner Landessieger für ihre Forschungsarbeit zur Geschichte der evangelischen Auferstehungsgemeinde im ehemaligen Ostberlin zwischen 1961 und 1989 mit dem Landespreis ausgezeichnet.

Es war im Jahr 1973, als der der damalige Bundespräsident Gustav Heinemann gemeinsam mit dem Hamburger Unternehmer Kurt A. Körber den Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten ins Leben rief. Er gilt seitdem als der renommierteste historisch-politische Wettbewerb für Jugendliche unter 21 Jahren in Deutschland. Im Auftrag des Staatsoberhauptes richtet die Körber-Stiftung den Wettbewerb alle zwei Jahre aus. Der aktuelle Wettbewerb stand unter dem Thema: „Anders Sein – Außenseiter in der Geschichte“.

„Die Geschichte ‚der Anderen’ zu erforschen bedeutet auch, etwas über sich selbst zu erfahren. Und nicht selten entsteht das beglückende Gefühl, den Ausgegrenzten von damals historische Gerechtigkeit zu schenken.“ ermunterte Bundespräsident Gauck die Teilnehmenden in seinem Wettbewerbsaufruf.

Im September 2014 folgten Shereef Salzmann und Jason Witte dieser Aufforderung. Die beiden Schüler erkundeten die Geschichte der Ausgrenzung von evangelischen Christen in der DDR am Beispiel der evangelischen Auferstehungsgemeinde im ehemaligen Ostberliner Stadtbezirk Friedrichshain. Die beiden Schüler, die auch den Leistungskurs Geschichte der Bertha belegen, forschten neben dem regulären Unterricht an zahlreiche Originalunterlagen, die sie selbst recherchierten. Im Berliner Landesarchiv am Eichborndamm werteten sie eine Vielzahl von Akten des vormaligen Stadtbezirks Friedrichshain und des Ostberliner Magistrats in der Zeit ab dem Mauerbau 1961 aus. Zusätzlich zogen sie Spitzelberichte aus den Archiven des Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR heran und führten Zeitzeugengespräche, u.a. mit der heute in Hessen lebenden, damaligen Gemeindepfarrerin. Mithilfe diverser Quellenbelege konnten beide
herausarbeiten, wie sich das Verhältnis von Staat und Kirche aus einem geduldeten und instrumentalisierten Verhältnis seit Ende der 1970er Jahre in eine zunehmende Ablehnung, Bespitzelung und Unterdrückung der evangelischen Kirche durch das SED-Regime entwickelte – aller Entspannungspolitik in den letzten Jahren der DDR zum Trotz. „… Bleiben Sie in diesem Toleranzbereich!“ war eine gezielte Aufforderung
der Vertreter der Staats- und Parteiführung in den 1980er Jahren, um der Kirchengemeinde die Grenzen aufzuzeigen.

„Der Umgang mit dem Anders Sein ist nicht nur ein aktuelles Phänomen. Er durchzieht die Geschichte und aus ihr zu lernen, ist ein spannendes Vorhaben.“ stellen die beiden Preisträger fest.

Im Deutschen Historischen Museum wurden sie nun für ihre mühevolle Arbeit, die es mit Arbeiten im Grundstudium an der Hochschule aufnehmen kann, vom Berliner Staatssekretär für Bildung Mark Rackles und dem Vorstandsmitglied der Körber-Stiftung Dr. Thomas Paulsen mit dem Landespreis des Bundespräsidenten ausgezeichnet. Zur Ehrung ins Deutsche Historische Museum wurden die beiden Schüler von ihren Eltern und ihrem Tutor und Geschichtslehrer Herrn Koch begleitet.

Das Europäische Gymnasium ist nach den Jahren 2011 und 2013 nun zum dritten Mal in Folge mit Landespreisen bei diesem renommierten Wettbewerb ausgezeichnet worden. „Die Erfolge und die Begeisterung unsere Schüler für die Vergangenheit machen uns stolz. Wir fördern ihre Neugier mit einer engagierten Begleitung in der
Wettbewerbsphase, die unseren Schülern auch vertiefte Erfahrungen in das wissenschaftspropädeutische Arbeiten ermöglicht. Damit werden sie auf ein späteres Studium sehr gut vorbereitet.“ freut sich die Schulleiterin der Bertha Etta Ites-Pätzold.
Für Nachfragen zu ihrer Forschung oder auch für eine Vorstellung ihrer Forschungsergebnisse stehen Jason und Shereef über das Schulsekretariat zur Verfügung.

Bildunterschrift für das Foto:
Dr. Thomas Paulsen, Vorstandsmitglied der Körber-Stiftung (links) und der Berliner Staatssekretär für Bildung, Mark Rackles (rechts) gratulieren Shereef Alexander Salzmann (2. von links) und Jason Witte (2. von rechts) mit ihrem Tutor Thorsten Koch (Mitte) zum Landessieg beim Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten
Quellenangabe für das Foto: Foto: Körber-Stiftung / David Ausserhofer

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