Klaus Wowereit zieht Bilanz

20150609_Und das war auch gut so „Mehr Freiheit und dass man über sich selbst bestimmen kann“, so resümiert Klaus Wowereit, Regierender Bürgermeister a.D. schon gleich zu Beginn der gestrigen Podiumsdiskussion in Reinickendorf die Zeit nach seinem Rücktritt.
Auf dem Podium sitzt er zusammen mit dem Abgeordneten Thorsten Karge und Mark Diening, Journalist und Moderator.

180 Tage ist es her da Klaus Wowereit in seinem Amt als Regierender Bürgermeister von Berlin durch Michael Müller beerbt wurde. Aus diesem Anlass und um – das vor allem – auf die 13 Jahre seiner Amtszeit zurückzublicken, lud Thorsten Karge Klaus Wowereit zum Gespräch nach Reinickendorf ein. Unter dem Motto „Und das war auch gut so“ sprachen beide im Juni 2015, gemeinsam mit Moderator Mark Diening über vergangene und aktuelle Politik, Höhen und Tiefen der Ära Wowereit, die Stärken und Schwächen einer wachsenden Stadt und darüber, wie es sich anfühlt, im Ruhestand zu sein.

20150609_Und das war auch gut so_2Ob ihn das Image des ewigen Partygängers gestört habe, fragt Marc Diening. Klaus Wowereit bejaht und erklärt: „Dieses Image hatte die Absicht zu schaden. Es wurde instrumentalisiert. Wenn du jemanden den ganzen Tag beobachtest, findest du immer was Blödes. So kannst du auch ein Image mitprägen. Die seriösen Medien sind dabei heute oft nicht viel besser als der Boulevard.“

Schnell kommt so das Gespräch auch auf den nach wie vor nicht eröffneten Flughafen. „Das Desaster mit dem Flughafen wird mir auch anhängen“, sagt Klaus Wowereit, „ich habe aber nicht das Gefühl, dass es das Dominierende ist.“ Dass Michael Müller jetzt im Aufsichtsrat des Flughafens sitzt, könne er verstehen. Es gehöre schließlich zum Amtsverständnis, sich bei Problemen nicht wegzuducken. Das habe er stets auch so gehandhabt.

Es geht natürlich auch um Wohnraum. Dass der Bedarf nun plötzlich so hoch sei, führt Klaus Wowereit auf die selbst von Demografen unerwarteten Zuzüge in die Stadt zurück. Es seien inzwischen ca. 50.000 pro Jahr. Das Mietpreisniveau sei in Berlin aber trotz Mieterhöhungen im Vergleich immer sehr niedrig geblieben. Mietpreissteigerungen ließen sich in unserem Rechtssystem auch gar nicht vermeiden. Günstiger Wohnraum müsse aber unbedingt geschaffen werden, das betonen Wowereit und Karge.

Die Einheit in der Stadt sei das wichtigste in seiner Amtszeit gewesen, schaut Wowereit zurück. Über schwierige Prozesse und Diskussionen habe die Stadt es geschafft, die Einheit zu leben: Berlin ist eine attraktive Weltstadt geworden. Diese müsse – auch entgegen anderer Behauptungen – für diesen Status nicht die ökonomische Stärke anderer Städte haben. Wichtig sei, das kreative Potential der Stadt zu erkennen und etwas daraus zu machen. So habe Berlin in der digitalen Wirtschaft und bei Start Up-Gründungen deutschlandweit die Nase vorn. Investoren müsse in Zukunft klargemacht werden, dass dieser Wirtschaftsbereich heute schon ein wichtiger Faktor ist, so Karge.

Die lockere Art des Ehemaligen sorgt während der Veranstaltung wiederholt für herzliche Lacher im Publikum. Am Tag habe er immer noch vier Termine. „Früher waren es 15. Ich habe eine Vollbremsung gemacht. Daran muss man sich erstmal gewöhnen. Man muss sich selbst organisieren. Das macht auch Spaß.“

Thorsten Karge resümiert die Amtszeit des ehemaligen Regierenden so: „Klaus Wowereit war sehr präsent, hat die Dinge immer auf den Punkt formuliert. Man konnte nie davon ausgehen, dass er einer Meinung mit den Abgeordneten sein wird, aber seine hohe Fachkompetenz hat mich überzeugt

Thorsten Karge, MdA – Wittestraße 30E – 13509 Berlin


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