Frau Brigitte Kowas hat Ihren Tätigkeitsbericht für das Jahr 2013 veröffentlicht.
Sie können sie persönlich oder telefonisch wie folgt erreichen:
Dienstag von 09:00 – 12:00 Uhr und Donnerstag von 15:00 – 18:00 Uhr oder nach telefonischer Vereinbarung unter Tel: 030/90294-2309 oder
per E-Mail: Brigitte.Kowas@reinickendorf.berlin.de oder sehen Sie auf www.frauen.jugend-reinickendorf.de
Informieren Sie sich hier im Überblick über das, was sie 2013 leistete:
Tätigkeitsbericht der Gleichstellungsbeauftragten – 1. Januar bis 31. Dezember 2013
Vorwort
Liebe Leserin, lieber Leser,
Sie halten die interessante und lesenswerte Berichterstattung der
Reinickendorfer Gleichstellungsbeauftragten, Brigitte Kowas, in den Händen,
die früher den Titel Frauenbeauftragte trug.
Lassen Sie mich Bezug nehmen auf die Ausstellung „Mütter des
Grundgesetzes“, die im September 2013 bei den Feierlichkeiten rund um das
20-jährige Bestehen des Frauen- und Mädchenbeirats hier im Bezirk gezeigt
wurde.
Schauen Sie mit mir 64 Jahre zurück, als im Parlamentarischen Rat das
Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland entworfen wurde. Den
Politikerinnen Frieda Nadig, Elisabeth Selbert, Helene Weber und Helene
Wessel verdanken wir die Sätze im Grundgesetz von 1949 „Frauen und
Männer sind gleichberechtigt“ und „Der Staat fördert die tatsächliche
Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf
die Beseitigung bestehender Nachteile hin“.
Frau Prof. Jutta Allmendinger, Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin
für Sozialforschung (WZB), arbeitet in den Bereichen der Bildungssoziologie
und Arbeitsmarktforschung und hat jüngst eine Studie veröffentlicht, die sich
mit der Situation von jungen Frauen (25 – 35 Jahren) in Deutschland
beschäftigt. Im Ergebnis wurde festgestellt, dass viele junge Frauen sich
zerrissen fühlen zwischen dem Wunsch nach Berufstätigkeit und dem Willen
dennoch Kinder zu bekommen. Für 91 Prozent der Frauen sind der Job und
eigenes Geld wichtig, 76 Prozent der Männer sehen das in Hinblick auf den
selbständigen Lebensunterhalt der Frau auch so. Der gesellschaftliche
Wandel bedeutet aber nicht, dass sich die Bedingungen in Bezug auf
ausreichende Kitabetreuung, gleiche Berufschancen und gleiche Bezahlung
in der Realität bereits ausreichend verbessert hätten. Immer noch ist im
Bereich der Vereinbarkeit von Beruf und Familie viel zu tun.
Lassen Sie uns alle gemeinsam auch in Zukunft daran mitwirken, dass wir die
jungen Familien, hier insbesondere die jungen Frauen dabei unterstützen,
ihren Kinderwunsch zu realisieren, und parallel dazu eine gerechte Teilhabe
am Arbeitsmarkt und in der Gesellschaft zu ermöglichen.
Frau Kowas danke ich für Ihre engagierte Arbeit und ihr unermüdliches
Eintreten für Gleichstellung und freue mich jetzt schon auf viele neue Projekte
in 2014, die unsere Gesellschaft weiter voranbringen.
Andreas Höhne, Bezirksstadtrat für Jugend, Familie und Soziales
1. Einleitung
Das Jahr 2013 begann gleich mit einem Paukenschlag, es ist an der Zeit,
dass die Diskussion um „sexuelle Belästigung“ öffentlich geführt wird.
Der gelungenen Twitter-Aktion von Anne Wizorek unter dem Titel „#aufschrei“
war es zu verdanken, dass deutlich wurde, in welch vielfältiger Form Frauen
in der Öffentlichkeit, z. B. in der Schule und am Arbeitsplatz, sexueller
Belästigung ausgesetzt sind. Die breit geführte Debatte hat den Blick darauf
gerichtet, dass sexuelle Belästigung nichts mit Sex zu tun hat, sondern mit
Macht. Hier wird das Ungleichgewicht zwischen den Geschlechtern
besonderes deutlich. Diese Debatte sollte von allen ernst genommen werden,
denn in einer gleichberechtigten Gesellschaft sollte es darum gehen, einen
respektvollen Umgang miteinander zu entwickeln.
Meine Berichterstattung wird ein weiteres Thema aufgreifen, nämlich die
Reaktion auf die schrecklichen Vergewaltigungen von Frauen in Indien. Als
Reaktion darauf wurde im letzten Jahr eine weltweite Tanzdemo unter dem
Motto „One Billion Rising“ am 14.02.2013 veranstaltet, die sich gegen die
Unterdrückung der Frauen richtete und auf die grausamen Gewalttaten von
Männern aufmerksam machen sollte.
Der Equal Pay Day, der Tag für gleiche Bezahlung von Frauen und Männern
war im Jahr 2013 mit dem Schwerpunkt ausgewiesen, die Entlohnung in den
Gesundheitsberufen genauer unter die Lupe zu nehmen. Getreu dem Motto
„Viel Dienst-wenig Verdienst“, richtete sich der Blick auf die Bedingungen in
den Gesundheitsberufen. Auch hier ist die Bezahlung immer noch oft
ungleich, vornehmlich Frauen arbeiten für eine schlechte Entlohnung, oft in
Teilzeit und zu ungünstigen Zeiten. Der Mangel an Fachkräften in der
Branche zeigt sich deutlich.
Ich möchte die Gelegenheit nutzen, um all denen meinen Dank
auszusprechen, die mich in meiner Gleichstellungsarbeit und Gendertätigkeit
im Bezirk Reinickendorf und auf der Landes- und Bundesebene unterstützt
haben.
Hier möchte ich besonders dem Bezirksstadtrat für Jugend, Familie und
Soziales, Andreas Höhne, meiner Mitarbeiterin, Evelyn König, und den
Auszubildenden danken, die immer unterstützend und engagiert an der
Umsetzung meiner Vorhaben in 2013 mitgewirkt haben.
Was ist eine Frauen- bzw. Gleichstellungsbeauftragte ohne die
entsprechenden Netzwerke und Unterstützerinnen? Allen voran gratuliere ich
dem Frauenbeirat des Bezirkes Reinickendorf noch einmal zum 20-jährigen
Jubiläum in 2013.
Darüber hinaus bedanke ich mich bei allen Netzwerkerinnen, insbesondere
bei dem Beirat für Frauen- und Mädchenangelegenheiten und dem
Arbeitskreis für Frauen und Mädchen des Bezirkes Reinickendorf.
Ich lade Sie nun herzlich ein, meine Berichterstattung zu lesen.
2. Rahmenbedingungen
Personelle und finanzielle Ausstattung der Gleichstellungs-
beauftragten und ihrer Mitarbeiterin
Die Tätigkeit der Frauenbeauftragten/Gleichstellungsbeauftragten des
Bezirksamts Reinickendorf ist in Stabsfunktion der Abteilung Jugend, Familie
und Soziales dem Bezirksstadtrat Andreas Höhne zugeordnet. Auf Initiative
der Bezirksverordneten wurde im Jahr 2013 die Bezeichnung der Stelle der
Frauenbeauftragten in Gleichstellungsbeauftragte umbenannt. Die inhaltliche
Arbeit einer Frauen- sowie Gleichstellungsbeauftragten bezieht sich auch
weiterhin auf das Berliner Landesgleichstellungsgesetz § 21 Absatz 1 bis 5.
Die wöchentliche Arbeitszeit beträgt laut Tarifvertrag 39 Wochenstunden.
Eigenverantwortliches und strukturelles Handeln, Empathie und
Verhandlungsgeschick sowie ein hohes Maß an zeitlicher Flexibilität sind
Voraussetzungen in der Aufgabenerfüllung.
Die Stelle der Mitarbeiterin der Frauenbeauftragten ist seit dem 01.01.2012
dauerhaft besetzt.
Seit nunmehr neun Jahren nehme ich gemeinsam mit meiner Mitarbeiterin die
Ausbildung junger Menschen wahr. In 2013 erhielten zwei junge Frauen mit
Migrationshintergrund die Gelegenheit, im Bereich der Gleichstellung mit
seinen vielfältigen Aufgaben zur Kauffrau für Bürokommunikation ausgebildet
zu werden. Erfreulich ist anzumerken, dass zunehmend junge Menschen mit
Migrationshintergrund eine Ausbildung in der öffentlichen Verwaltung
absolvieren, wovon auch wir profitieren konnten.
Der Bereich der Gleichstellungsbeauftragten hatte für die Öffentlichkeitsarbeit
und den Geschäftsbedarf insgesamt 4000 € zur Verfügung.
3. Aufgaben und Tätigkeiten in 2013
3.1. Interne Frauenförderungs- und Gleichstellungsarbeit sowie
Gremienarbeit
3.1.1. Beirat für Frauen- und Mädchenangelegenheiten im
Bezirk Reinickendorf
Der Beirat für Frauen- und Mädchenangelegenheiten im Bezirk
Reinickendorf setzte seine Arbeitsinhalte kontinuierlich um. Das
Gremium traf sich zu elf ordentlichen Sitzungen und fakultativ zu
gesetzten Themenschwerpunkten in Arbeitsgruppen. Die Sitzungen des
Beirats sind öffentlich.
Der Beirat ist für eine Legislaturperiode von 2011 bis 2016 bestellt.
Den Vorsitz des Frauenbeirats nimmt Frau Steyer-Fontana, Leiterin des
Flotte-Lotte-Kommunikations- und Lernzentrums für Frauen wahr, die
2. Vorsitzende ist Frau Wiesner von Independent Living gGmbH.
Der Beirat agiert öffentlich und unabhängig und ist in der
Bezirksamtsstruktur der Abteilung Jugend, Familie und Soziales
zugeordnet. Der Beirat berät die Bezirkspolitik in allen Fragen der
Mädchen- und Frauenangelegenheiten. Der Beirat verfügt über ein
eigenständiges Presserecht.
Der Frauenbeirat feierte in diesem Jahr sein 20-jähriges Bestehen. Die
im September 1993 aufgenommene Arbeit wurde engagiert,
kämpferisch, aber nicht immer bequem für alle, die Jahre über geführt.
Unter dem Motto „20 Jahre FRAUEN- UND MÄDCHENBEIRAT
und…..es gibt noch viel zu tun“ gab es am 13.09.2013 eine große
Feier im Flotte-Lotte-Zentrum. Eigens dafür wurde ein Film produziert,
der die Arbeit und das Engagement der Frauen zeigt (siehe Anhang).
Eröffnet wurden die Feierlichkeiten zum Jubiläum des Frauenbeirats mit
der Ausstellung „Mütter des Grundgesetzes“ in der Humboldt-
Bibliothek (siehe Vorwort). Frau Schultze-Berndt, Bezirksstadträtin für
Schule, Bildung und Kultur, und Herr Höhne, Bezirksstadtrat für Jugend,
Familie und Soziales, übernahmen die Patenschaft der Ausstellung. Ein
Appell richtete sich insbesondere an Frauen, in der Politik aktiv
mitzuwirken (siehe Anhang).
Thematisch setzte sich der Frauenbeirat im Jahr 2013 mit folgenden
Arbeitsschwerpunkten auseinander:
Lohnungleichheit–Equal Pay Day
Situation der Fraueninfrastruktur in Reinickendorf
Demografischer Wandel
Hebammen in Reinickendorf und ihre berufliche Situation
Lebensverläufe und Altersarmut
Auswirkung der aktuellen Wohnraumsituation in Reinickendorf
Häusliche Gewalt und Gewalt im öffentlichen Raum
Situation Alleinerziehender
Frauen und Gesundheit in Reinickendorf
Sexismus im Alltag und in den Medien
Situation von Migrantinnen und asylsuchenden
Frauen in Reinickendorf- Integrationskonzept für den Bezirk
Evaluationsbericht der Jobcenter
Veranstaltungen, Kooperationen
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Die langjährige Forderung des Frauenbeirates in Reinickendorf, die
Stelle Integrationsbeauftragte/Integrationsbeauftragter einzurichten,
zeigte Wirkung; Herr Rabitsch, der seit November 2012 dieses Amt
ausübt, stellte sich dem Gremium vor. Ein fortlaufender Dialog wurde
vereinbart, um die Situation von Frauen mit Migrationshintergrund und
asylsuchenden Frauen transparent zu machen und zu verbessern.
Herr Höhne, der zuständige Bezirksstadtrat für Jugend, Familie und
Soziales, wurde zum Thema der Fraueninfrastruktur und deren
Mittelzuwendungen eingeladen. Es war dem Beirat ein besonderes
Anliegen sich für die weitere Förderung der Fraueninfrastrukturstellen
durch die Senatsverwaltung für Arbeit, Integration und Frauen
einzusetzen, da die bezirklichen Zuwendungen nicht das abdecken
können, was u.a. der aktuellen Entwicklung in den belasteten
Sozialräumen entgegenwirken kann.
Die Verknappung von Wohnraum wirkt sich auch im Bezirk
Reinickendorf aus, insbesondere für die Zielgruppe der
Alleinerziehenden, Migrantinnen und Migranten, Arbeitslosen und
Menschen, die Transferleistungen beziehen. Diese Entwicklung ist
berlinweit zu verzeichnen und mindert nicht die Not derer, die nach
bezahlbarem Wohnraum suchen. Diese Themen sowie die Altersarmut,
insbesondere von Frauen wegen Kinderbetreuung und Pflegeaufgaben,
werden den Beirat auch weiterhin beschäftigen.
Die beschriebenen Lebenslagen von Frauen und Männern führen für
viele Frauen in die spätere Armutsfalle.
Ein Austausch zwischen dem Beirat für Frauen- und Mädchenangele-
genheiten und dem Mädchen- und Frauenarbeitskreis findet regelmäßig
statt. Gemeinsame Aktivitäten, wie z.B. am Antigewalttag, wurden
fortgeführt.
Im Jahre 2012 wurde erstmalig der Internationale Mädchentag
begangen, dieser findet nun jährlich am 11.10. statt.
Infos zum Frauenbeirat und aktuelle Veranstaltungen sind als Download
auf der Website der Gleichstellungsbeauftragten unter
www.frauen.jugend-reinickendorf.de erhältlich.
Laut BVV-Beschluss zum Haushalt 2012/2013 erhält der Beirat einen
Etat für Öffentlichkeitsarbeit in Höhe von 1000 € jährlich.
Aktivitäten und Netzwerkarbeit des Frauenbeirates
Der Frauenbeirat unterstützte einen Brunch für Frauen im
Interkulturellen Mädchentreff zum Internationalen Frauentag.
Anlässlich des Internationalen Tags gegen Gewalt an Frauen zeigte
der Frauenbeirat im Interkulturellen Mädchentreff – Albatros gGmbH
den Film „Kairo 678“, der das Thema der Gewalt im öffentlichen
Raum in Ägypten thematisierte (siehe Anhang).
Der Film berichtet von drei ägyptischen Frauen aus unterschiedlichen
sozialen Schichten, die sich gegen die Übergriffe von Männern zur 8
Wehr setzen. Das Interesse an dieser Thematik war groß, ca. 50
Frauen beteiligten sich an der anschließenden moderierten
Diskussion.
Beteiligung des Beirats am Lokalen Bündnis für Familien.
Gemeinsamer Besuch einer Ausstellung im Heimatmuseum
Reinickendorf „Auf freundlichen Zuspruch lächelt das Kind“, die
Kinder als Opfer der medizinischen Verbrechen im
Nationalsozialismus von 1941 – 1945 zeigten.
Zum Equal Pay Day verteilten Frauen aus dem Beirat gemeinsam mit
der Gleichstellungsbeauftragten das Skandalblatt/Extrablatt
(s. Lohndiskriminierung) an Reinickendorfer Verkehrsknotenpunkten.
3.1.2. Bundesarbeitsgemeinschaft kommunaler
Frauenbüros (BAG)
Die „Bundesarbeitsgemeinschaft der kommunalen Frauenbüros und
Gleichstellungsstellen“ (BAG) ist ein professionelles Netzwerk der
institutionalisierten Frauenbewegung. Vernetzung ist die zeitgemäße
frauenpolitische Strategie dieses offenen und flexiblen Bündnisses zur
Einmischung von Frauen in politische Entscheidungsprozesse auf
nationaler Ebene.
Mit ihrer Mitgliedschaft im nationalen Netzwerk der BAG erweitern die
kommunalen Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten die
Partizipationschancen der Bürgerinnen auf Entwicklungs- und
Entscheidungsprozesse, die sich auf Bundesebene abspielen und von
dort in die Kommunen und Landkreise zurückwirken.
Die BAG bündelt frauenpolitische Fachkompetenz und regionale
Initiativen, sie vermittelt Wissen und Kontakte. Sie gibt politische Impulse
für die Bundespolitik und nimmt ihrerseits bundespolitische Impulse auf
und trägt sie in die Kommunen. Das Netzwerk der BAG steht im Dialog
mit Verbänden, Institutionen, Parteien, NGOs und relevanten
gesellschaftlichen Gruppen sowie der Bundesregierung. Es umfasst ca.
1400 kommunale Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte in
Deutschland.
Als Sprecherin der Landesarbeitsgemeinschaft Berlin vertrat ich die BAG
bei dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend in
Fragen der Kooperation zum Equal Pay Day 2013. Darüber hinaus
stellte ich die Repräsentanz bei Fachveranstaltungen für die BAG sicher.
Im April nahm ich an einer bundesweiten Veranstaltung zu den
Gleichstellungsgesetzen in der Bundesrepublik Deutschland teil.
Ausgewertet wurde u.a. eine Studie zu den Ausstattungsmerkmalen der
Kommunen und Landkreise; die Stadtstaaten, wie z.B. Berlin, bleiben
leider unberücksichtigt.
Die BAG positionierte sich zu den Bundestagswahlen im September
2013 mit gleichstellungspolitischen Thesen für beide Geschlechter.
Weitere Infos unter
www.frauenbeauftragte.de/die-bag-2/bundessprecherinnen.
3.1.3. Landesarbeitsgemeinschaft der bezirklichen Frauen-
und Gleichstellungsbeauftragten (LAG)
Die Landesarbeitsgemeinschaft der bezirklichen Frauen- und
Gleichstellungsbeauftragten ist eine bezirksübergreifende
Interessenvertretung auf Landesebene. Ein regelmäßiger
Fachaustausch mit der Senatsverwaltung für Arbeit, Integration und
Frauen, Verbänden und Institutionen und die Beteiligung an
Arbeitsgruppen des Deutschen Städtetages stellten die fachlich-
inhaltliche Zusammenarbeit sicher. Das Gremium ist der
Senatsverwaltung für Arbeit, Integration und Frauen unter der Senatorin
Dilek Kolat zugeordnet.
Gemeinsam mit meiner Kollegin aus Charlottenburg-Wilmersdorf übe ich
seit Januar 2012 das Amt der Sprecherin der zwölf Berliner Frauen- und
Gleichstellungsbeauftragten aus. Dies beinhaltet die Interessens-
vertretung im Land Berlin, auf der Bundesebene, in der
Bundesarbeitsgemeinschaft der Frauen- und Gleichstellungs-
beauftragten, Gremien- und Projektarbeit sowie Stellungnahmen und
Öffentlichkeitsarbeit.
Die Landesarbeitsgemeinschaft positionierte sich gegenüber dem Senat
zu dem Mangel an bezahlbarem Wohnraum, insbesondere für Frauen,
die von Gewalt betroffen sind, sowie gegen Kürzungen in der
Zuwendung an Träger, die im Präventivbereich wie z.B. dem
Familienplanungszentrum Berlin-Balance tätig sind.
Die Senatskanzlei, vertreten durch die Staatssekretärin, die
Senatsverwaltung für Arbeit, Integration und Frauen und die Frauen- und
Gleichstellungsbeauftragten der Berliner Bezirke setzten der
Schriftstellerin, Publizistin und Feministin Hedwig Dohm in der
Friedrichstr. 235 eine Gedenktafel (siehe Anhang).
In der Funktion der LAG Sprecherin initiierte und konzipierte ich in
Kooperation mit dem LandesFrauenRat eine Veranstaltung zu den
Bundestagswahlen 2013. Berlinerinnen und Berliner hatten auf einem
Wahlforum die Gelegenheit, die Berliner Spitzenkandidatinnen und
Kandidaten (z.B. Renate Künast, Eva Högl, Monika Grütters, Gregor
Gysi etc.) zu Forderungen der Gleichstellungspolitik zu befragen (siehe
Aufruf „Frauen gehen wählen“ und Einladung). Die Veranstaltung im
großen Saal des Rathauses Charlottenburg war mit den ca. 120
Besucherinnen und Besuchern ein voller Erfolg!
Fraueninfrastrukturstellen
Im Jahre 2009 erhielt der Bezirk Reinickendorf von der
Senatsverwaltung, jetzt Arbeit, Integration und Frauen, erstmalig für
einen Zeitraum von vier Jahren drei Stellen zur Stärkung der
Fraueninfrastruktur im Bezirk. Die Förderschwerpunkte der
vergangenen vier Jahre für den Bezirk Reinickendorf lagen bei der
Teilhabe von Frauen am Arbeitsmarkt (Flotte Lotte) sowie dem
Aufbau einer Frauenstruktur und Frauengesundheit (Interkultureller
Treff). Während der Aufbauphase wurden die Mitarbeiterinnen gezielt
geschult, es zeichnete sich eine Verstetigung und hohe Nachfrage ab,
insbesondere im Sozialraum West, wo die Inanspruchnahme von Frauen
aus den drei Asylanten-Einrichtungen um ein Vielfaches gestiegen ist.
Da die Förderung auf zunächst vier Jahre ausgerichtet war, begaben
sich die Träger in ein weiteres Antragsverfahren. Hauptaufgabe war, die
Evaluierung und Gründe in einem neuen Antragsverfahren gezielt
aufzuführen, um eine weitere Förderung zu erhalten. Eine
Fachveranstaltung am 25.03.2013 dokumentierte die Notwendigkeit
der Weiterführung der Stellen. Meine Unterstützung als Gleichstellungs-
beauftragte bestand darin, den Bedarf an Stellen für die Arbeit mit
Frauen darzustellen, die Einrichtungen im Antragsverfahren zu
unterstützen und gegenüber der Senatsverwaltung die Reinickendorfer
Interessen nachhaltig zu vertreten.
Es ist uns gelungen, eine Förderung der drei Stellen für weitere vier
Jahre (2014 – 2018) zu erhalten und somit die Arbeit in den
Einrichtungen zu verstetigen. Gerade in den Sozialräumen von
Reinickendorf-West und -Ost liegt der Anteil an Menschen mit
Migrationshintergrund bei 40%, dort befinden sich aktuell auch die
Standorte von drei Asylbewerbereinrichtungen mit ca. 1000 Plätzen. Die
Zunahme an sozialen Problemlagen ist auch im Märkischen Viertel
besonders deutlich.
Als besonders erfreulich zu vermerken ist, dass der Träger Bildung,
Integration, Beratung und Arbeit e.V. (BIBA) in der Amendestr. 90 eine
zusätzliche Stelle für vorerst zwei Jahre zum Aufbau einer
Netzwerkarbeit für Alleinerziehende im nachträglichen
Interessenbekundungsverfahren erhalten hat.
Somit hat der Bezirk Reinickendorf insgesamt vier Stellen von den
durch das Land Berlin insgesamt 58 geförderten Stellen erhalten. Die
Fördersumme für die Reinickendorfer Stellen beträgt jährlich 146.000 €.
In diesem Zusammenhang unterstütze ich die BAUFACHFRAU Berlin
e.V. als langjährige Partnerin beim Interessenbekundungsverfahren
einer Fraueninfrastrukturstelle für ganz Berlin.
Als Delegierte vertrat ich die Interessen der Landesarbeitsgemeinschaft
(LAG) auf dem Frauenpolitischen Beirat, der bei der Senatsverwaltung
für Arbeit, Integration und Frauen angesiedelt ist.
Gender Gap
Das Lohngefälle zwischen Männern und Frauen in Deutschland hat sich
im Jahr 2013 um einen Prozentpunkt von 23 auf 22 Prozent verbessert!
In punkto Geschlechtergerechtigkeit wird jedoch Deutschland von der
Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
(OECD) nach wie vor ein schlechtes Zeugnis ausgestellt. Deutschland
rangiert im Europavergleich auf den hintersten Plätzen, obwohl der
Anteil an berufstätigen Frauen bei 60 Prozent liegt. So ist der Anteil der
Frauen, die wegen Kindererziehung in Teilzeit arbeiten, hoch, was zu
einer geringen Rentenanwartschaft führt und in vielen Fällen in der
Altersarmut endet. Die Kinderbetreuung ist vielerorts unzureichend und
für den Dienstleistungssektor wenig flexibel.
Trotz guter Bildungsabschlüsse schöpfen Frauen häufig ihr Potenzial
nicht aus und wählen nach wie vor Berufe (z.B. Pflege- und
Gesundheitsberufe, Dienstleistungen), die schlechter entlohnt werden.
Die Anzahl der Frauen in Vorstandspositionen ist äußerst gering und
liegt in Deutschland bei 3,2 Prozent, eine gesetzliche Vorgabe für
Frauen in Führungspositionen wurde politisch bisher nicht umgesetzt.
Equal Pay Day
Die Lohndiskriminierung bleibt ein aktuelles Thema!
Der Equal Pay Day am 21. März 2013 kennzeichnet den Tag, an dem
Frauen das durchschnittliche Jahreseinkommen der Männer erreichen,
was diese schon Ende 2012 erreicht haben. Durch unsere und andere
Aktionen in Presse, Funk und Fernsehen wurde eine Diskussion über
Ursachen der Einkommensunterschiede zwischen Frauen und Männern
und über frauenpolitische Forderungen zur Beseitigung dieser
skandalösen Tatsache in Deutschland angestoßen (siehe www.22-
prozent.de).
In Berlin riefen deshalb die bezirklichen Frauen- und
Gleichstellungsbeauftragten in Kooperation mit den Frauen des
Business and Professionell Women Germany – Club Berlin und dem
FrauenComputerZentrumBerlin e.V. Unternehmen, Geschäfte,
Restaurants und Cafés dazu auf, Frauen am 21. März einen Rabatt von
22 Prozent auf ausgewählte Waren und Dienstleistungen einzuräumen.
Auf einer eigens dafür eingerichteten Web-Site konnten sich Frauen
berlinweit einen Überblick über die vielfältigen Angebote verschaffen.
Die Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten entwickelten gemeinsam
mit Business and Professional Women, der Senatsverwaltung für Arbeit,
Integration und Frauen und dem Landesfrauenrat eine Zeitung, die sich
Skandalblatt/Extrablatt nennt und am 21. März 2013 an zentralen
Stellen in Berlin verteilt wurde. Diese Aktion war ein voller Erfolg, das
Skandalblatt wurde in einer Auflage von 40.000 Stück verteilt
Der Bezirk Reinickendorf beteiligte sich an der berlinweiten
Fahnenhissung zum Equal Pay Day, verbunden mit einer Info-Veran-
staltung im Rathausfoyer.
Das Schwerpunkthema zum Equal Pay Day lautete: „Viel Dienst, wenig
Verdienst – Lohnfindung in Gesundheitsberufen“. Business Professional
women informiert unter whttp://www.bpw-germany.de.
Derzeit wird von der Senatorin Dilek Kolat gemeinsam mit dem Amt für
Statistik Berlin-Brandenburg ein Gender Datenreport (Lohnstruktur
zwischen Frauen und Männern im öffentlichen Dienst) durchgeführt, um
mehr Transparenz und mögliche Initiativen herbeizuführen. Positiv ist zu
vermerken, dass die Erwerbsbeteiligung von Frauen bei 65% liegt, diese
jedoch oft in Arbeitsverhältnissen mit geringfügiger Bezahlung, auf 450 €
Basis oder in befristeten Arbeitsverhältnissen. Mehr dazu unter
www.statistik-berlin-brandenburg.de/gender.
Internationaler Antigewalttag
Ergänzend zu den bestehenden Hilfenetzen (hier in Berlin BIG Hotline)
wurde das bundesweite HILFETELEFON – Gewalt gegen Frauen unter
der Telefonnummer 08000116016 rund um die Uhr freigeschaltet. Das
vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
eingerichtete Hilfetelefon stellt 24 Stunden pro Tag Beratung für
betroffene Frauen zur Verfügung. Die Beratung wird in guter Kenntnis
und in Bezug auf die vorhandenen Hilfeangebote in den Bundesländern
durchgeführt. www.HILFETELEFON.de.
Die Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) und die Senatsverwaltung für
Arbeit, Integration und Frauen positionierten sich am 25.11.2013 zum
Internationalen Antigewalttag mit dem Slogan „Nein zu Gewalt an
Frauen“. Die Berliner Akteurinnen initiieren seit 2005 die Kampagne
„Gewalt kommt nicht in die Tüte – für ein Zuhause ohne Gewalt“, so auch
im Jahre 2013.
Schwerpunkt der Kampagne waren in diesem Jahr
Wohnungsbaugesellschaften und Krankenhäuser, die über ihre
Werbeträger wie z.B. Schlüsselbänder oder Plakate auf das Hilfetelefon
hinweisen und so der Häuslichen Gewalt eine klare Absage erteilen
(siehe Anhang). Darüber hinaus kann ich mit Stolz berichten, dass sich
13 Reinickendorfer Unternehmen an dieser Aktion beteiligten und
Werbeträger eingesetzt haben. Dieses bedurfte einer intensiven
Akquise, die von meinen Büro sowie der Auszubildenden übernommen
wurde.
Die diesjährige Öffentlichkeitskampagne fand mit allen Kooperations-
partnerinnen und Partnern im Alexa Shoppingcenter statt (siehe
Anhang) und fand in den Medien viel Beachtung.
Das Centre Talma, eine Reinickendorfer Kinder- und Jugendeinrichtung
mit dem Schwerpunkt Tanz und Ernährung, trat hierzu mit einer großen
Gruppe junger Frauen im Alexa auf und präsentierte den Tanz zu der
weltweit durchgeführten ONE BILLION RISING Veranstaltung gegen
Gewalt an Frauen.
Das Buch „Spreeperlen. Berlin – Stadt der Frauen“, „Pearls of the
River Spree“ erfreut sich nach wie vor einer großen Nachfrage und ist
ein Erfolgsprojekt. Es ist in der 2. Auflage im Verlag Eschenbach
erschienen.
Ab November 2013 wird die Vermarktung der Ausstellung zum Buch
wieder von der Landesarbeitsgemeinschaft vorgenommen.
3.1.4. Girls‘Day 2013
Seit bereits neun Jahren organisiert und koordiniert das Büro der
Gleichstellungsbeauftragten den Girls’Day, der am 26. April 2013
stattfand. Neben der Netzwerkarbeit im Berliner Arbeitskreis Girls’Day
kooperierten wir mit der zuständigen Senatsverwaltung für Arbeit,
Integration und Frauen. Der Girls’Day ist mittlerweile eine Institution und
wird von Schülerinnen positiv aufgenommen. Unternehmen haben das
Potenzial von jungen Frauen in technischen, handwerklichen und IT-
Berufen längst erkannt, doch an Bewerberinnen mangelt es noch häufig.
Viele Mädchen sind sich ihrer handwerklichen und technischen
Begabungen keineswegs bewusst, somit werden diese Bereiche bei der
Berufswahl oft nicht in Betracht gezogen. Junge Frauen sollten daher die
Chance bekommen, sich über die verschiedenen Berufe und Tätigkeiten
umfassend und praxisnah zu informieren.
7489 Berliner Schülerinnen buchten sich online auf der Plattform in
ihrer Region ein, um Unternehmen, Hochschulen, Behörden,
Forschungseinrichtungen und div. Veranstaltungen an diesem Tag zu
besuchen.
Ein Best Practice Beispiel war unser Besuch bei Bilfinger Construction
GmbH, die den Tunnelbau der U-Bahn Linie 5 zwischen Alexanderplatz
und Brandenburger Tor vornimmt. Hier konnten die Mädchen vor Ort
sehen, welche technischen Berufe bei diesem Vorhaben gebraucht
werden, was der ehrgeizige Zeitplan vorsieht oder welche
Schwierigkeiten zu bewältigen sind, und konnten last but not least die
Schildvortriebsmaschine besichtigen, die den Tunnelbau vorantreibt.
Das Büro der Gleichstellungsbeauftragten verfolgt das Ziel,
Reinickendorfer Unternehmen dafür zu interessieren, Plätze zur
Verfügung zu stellen und so den Mädchen einen Einblick in das
entsprechende Berufsfeld zu geben.
Die Beteiligung der Reinickendorfer Unternehmen lag so hoch wie nie,
es wurden 522 Plätze auf die Internetplattform gestellt. Das ist eine
Steigerung von 48,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Ich möchte an
dieser Stelle allen danken, die sich hier vorbildlich beteiligt haben, denn
die jungen Mädchen sind unsere Zukunft und Hoffungsträgerinnen, dass
der Mangel an Fachkräften in den technisch-handwerklichen Bereichen
ausgeglichen werden kann. Statistiken belegen, dass Mädchen sich
zunehmend in diesen Berufsfeldern ausbilden lassen.
Ich danke dem Bezirksbürgermeister Frank Balzer, der wie schon in den
vergangenen Jahren die Schirmherrschaft auch für den Girls’Day 2013
übernommen hat.
3.1.5. Bezirkliche Arbeitsgemeinschaften und Kooperationen
Steuerung und Geschäftsführung Gender Mainstreaming/Gender
Budgeting für das Bezirksamt Reinickendorf
Interdisziplinäre Zusammenarbeit mit verschiedenen Abteilungen zu
gemeinsamen Veranstaltungen, Konzeptionierung von Ausstellungen
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Runder Tisch gegen Gewalt (Präventionsrat)
Steuerungsausschuss des Bündnisses für Wirtschaft und Arbeit
Berlin-Reinickendorf
Arbeitsgruppen im Antigewaltbereich
a) Umsetzung der Workplace Policy im Bezirksamt-Reinickendorf
b) Erarbeitung einer Vereinbarung zwischen Dienststelle und
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern
Netzwerk Fraueninfrastrukturstellen
Teilnahme am Projektbeirat „AlliNet“- Alleinerziehende im Netzwerk
Lokales Bündnis für Familien in Reinickendorf, bestehend aus dem
Bezirksstadtrat für Jugend, Familie und Soziales, den Freien
Trägern der Jugendhilfe aus den vier Regionen, dem/der
Jugendamtsvertreter/in und der Gleichstellungsbeauftragten. Die
Steuerung der Bündnisaktivitäten ist in die Regionen verlagert
worden, z.B. Aktivitäten zur Langen Nacht der Familien oder die
Erstellung der Zeitschrift Eulenpost
3.2. Gender Mainstreaming/Gender Budgeting
Die Steuerungsgruppe Gender Mainstreaming/Budgeting des
Bezirksamtes Reinickendorf arbeitete im regelmäßigen Turnus von fünf
Sitzungen jährlich unter dem Vorsitz des Bezirksstadtrates für Jugend,
Familie und Soziales und Genderbeauftragten, Herrn Andreas Höhne. Die
Mitglieder der Steuerungsgruppe vertraten ihre Abteilungen in der
Steuerungsgruppe und wirkten gleichzeitig als Multiplikatoren/innen
innerhalb ihrer Abteilungen.
Die Geschäftsführung und die Vertretung der bezirklichen Interessen
gegenüber der Senatsverwaltung in Form von Berichterstattungen,
Beantragung von externen Beratungsmitteln, Bearbeitung von Anfragen und
Vorlagen für den Rat der Bürgermeister sowie der Steuerung der internen
Prozesse in den Abteilungen wurden in meiner Funktion als
Gleichstellungsbeauftragte wahrgenommen. Darüber hinaus vertrat ich das
Bezirksamt Reinickendorf in Sitzungen mit der Staatssekretärin für Arbeit,
Integration und Frauen. In der Berichterstattung zum Masterplan des
Gleichstellungspolitischen Rahmenprogramms der 17. Legislaturperiode
wurden die Vorhaben des Bezirks Reinickendorf in der Umsetzung der
Gleichstellungspolitik abgebildet.
Zu meinen Aufgaben gehörte u. a. die Kommunikation und fachliche
Vorbereitung der unterschiedlichen genderrelevanten Themenstellungen mit
den externen Beraterinnen und Beratern. Frau Sybille Wiedmann, gbm
Berlin (gender+bildung+medien), und Herr Christian Raschke mit der
Unternehmensberatung „Vielfalt gestalten“ sowie Urban plus
Droste&Partner berieten die Abteilungen in unterschiedlichen Vorhaben.
Die Gleichstellungspolitischen Zielsetzungen der Abteilungen wurden
aktualisiert und fortgeschrieben und vom Bezirksamt Reinickendorf im
Oktober 2013 in die BVV eingebracht.
Die Abteilungen hatten sich in diesem Jahr die Aufgabe gestellt, die unter
Genderaspekten ausgewiesenen 97 Produkte im Haushaltsansatz weiter zu
qualifizieren (siehe Punkt 3.3.).
Die Genderkompetenz des Bezirkes Reinickendorf wurde nachgefragt,
Studentinnen und Studenten im Bereich Gender Studies führten Umfragen
durch und wurden fachlich inhaltlich von mir unterstützt und begleitet.
Der Bezirk nahm in 2013 Beratungsgelder in Höhe von 8.122 € in
Anspruch.
Das gewonnene Preisgeld aus dem Bezirkswettbewerb Gender Budget
Wettbewerb 2012 der Abteilung Jugend, Familie und Soziales wurde u.a. für
die Weiterführung der Veranstaltungsreihe „FIT! FIT! FIT! Gesundheitstage
für Jungen und Mädchen“ eingesetzt.
Der Bezirk Reinickendorf erhielt aus dem erstplatzierten
Wettbewerbsbeitrag „Gender Budgeting für die Unterhaltung und 16
Erneuerung von öffentlichen Spielplätzen“ Mittel in Höhe von 10.000 €, die
zur gendergerechten Gestaltung von Spielplätzen eingesetzt wurden.
In der Fachöffentlichkeit findet der Letteplatz unter Gender/Diversity
Ansätzen ebenfalls hohe Beachtung.
3.3. Mitwirkung bei BVV Anfragen/Berichterstattung,
Rat der Bürgermeister (RdB)
Tätigkeitsbericht der Frauenbeauftragten für den Zeitraum 01.01.2012
bis 31.12.2012
Kenntnisnahme Fraueninfrastrukturstellen 10.04.2013
Angebote über die Fraueninfrastrukturstellen, Auswirkungen bei einem
evt. Wegfall
Kenntnisnahme zur Ergänzung einer Stellenbezeichnung
14.08.2013 – Veränderung der Stellenbezeichnung in
Gleichstellungsbeauftragte
Kenntnisnahme der neuen gleichstellungspolitischen
Handlungsgrundlagen im Bereich Gender Mainstreaming/Budgeting
des Bezirksamtes Reinickendorf
4. Öffentlichkeitsarbeit
4.1. Umsetzung der Strategie Workplace Policy
– Nein zu Gewalt an Frauen –
Die Vereinbarung der Dienststelle mit dem Personalrat, der
Frauenvertreterin und Gleichstellungsbeauftragten „Nein zu Häuslicher
Gewalt – Mut zum Gespräch am Arbeitsplatz“ konnte in allen Punkten in
2013 umgesetzt werden.
Eine Inhouse-Veranstaltung zu rechtlichen Grundlagen und Inhalten der
Vereinbarung richtete sich an Leitungskräfte mit Personalverantwortung.
Ziel war es, im Rahmen der Personalverantwortung die Kompetenz und
Sensibilität im Falle von Häuslicher Gewalt zu erhöhen.
Der Deutsche Beamtenbund veröffentlichte im dbb magazin (Publikation
des Deutschen Beamtenbundes) im März 2013 einen Artikel zur Workplace
Policy (WPP), in dem die Umsetzung hier im Bezirksamt Reinickendorf
ausführlich beschrieben wurde (siehe Anhang).
Eine Bewerbung mit der Strategie der WPP beim „dbb Innovationspreis“
blieb leider erfolglos. 17
Ich hatte die Gelegenheit, die Stadt Hannover bei der Erarbeitung einer
Workplace Policy zu unterstützen. Die Reinickendorfer Vereinbarung ist
bundesweit viel beachtet und wurde durch die Freigabe des Bürgermeisters
Frank Balzer an verschiedene Städte und Gemeinden weitergereicht.
Im Jahr 2013 wurden laut Kriminalstatistik in Berlin insgesamt 15.797
Fälle von Häuslicher Gewalt registriert, es ist verglichen zum Vorjahr ein
leichter Rückgang von 1,9% zu verzeichnen. Insgesamt 2512 Frauen mit
ihren Kindern fanden Schutz, Hilfe und Unterkunft in den Berliner
Frauenhäusern und Zufluchtswohnungen. Da bei Deliktfällen von häuslicher
Gewalt die Täter mehrheitlich männlich sind, unterstützt das Land Berlin, so
auch die Senatsverwaltung für Arbeit, Integration und Frauen, eine
täterorientierte Intervention. Die Volkssolidarität Landesverband Berlin e.V.
und das Berliner Zentrum für Gewaltprävention bieten psychosoziale
Beratung und Soziale Trainingskurse im Antigewaltbereich für Männer an.
4.2. Veröffentlichungen
Aktualisiert werden fortlaufend:
a) Notfallkarte (Orientierungshilfe für Frauen, die von Gewalt betroffen sind,
anzufordern im Büro der Gleichstellungsbeauftragten)
b) Informationsbroschüre – „Zwangsheirat“ in deutscher und türkischer
Sprache
c) Flyer Frauenbeirat
d) Internetauftritt mit allen aktuellen Informationen und Veranstaltungen
e) Pressearbeit und Mitteilungen
4.3. Veranstaltungen und Kooperationen
Im Nachklang zur Auslobung des Wettbewerbes „Reinickendorfer Frauen
in Führung“ hat die Gewinnerin, Frau Leimer-Lipke, Inhaberin des
Unternehmens Lipke-Lipke, Institut für medizinisches
Abrechnungsmanagement, und niedergelassene Ärztin der Allgemein-
medizin, das Preisgeld in Höhe von 1.000 € an die Tanzgruppe Respect
Girls des Centre Talma übergeben. Damit wird die Arbeit der Gruppe, die
sich insbesondere mit dem frauenverachtenden Rollenbild in der Rap Musik
auseinandersetzt, unterstützt.
One Billion Rising (Eine Milliarde erhebt sich) ist eine weltweite Kampagne
von Frauen, die für ein Ende der Gewalt gegen Frauen und Mädchen
öffentlich eintreten. Sie wurde im September 2012 von der New Yorker
Künstlerin und Feministin Eve Ensler ins Leben gerufen.
Am 14. Februar 2013 nahmen erstmalig in 205 Ländern Menschen, die
meisten waren Frauen, in Protestzügen, spontanen Happenings und bei
Tanz- und Kunstaktionen an der Kampagne teil. So gab es auch eine
zentrale Veranstaltung am Brandenburger Tor mit rund 1000
Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Ausgelöst wurde diese weltweite
Aktion durch die brutale Vergewaltigung einer jungen Frau in Indien, die an
den Folgen der Misshandlung in 2012 verstarb. Das Reinickendorfer
Sport & Eventcenter – Centre Talma – führte diese Veranstaltung durch,
viele junge Mädchen und Frauen sind dem Aufruf gefolgt.
„Gewalt kommt nicht in die Tüte. Sag, was du nicht willst.“
Sexualität selbstbestimmt erleben!
In der Berichterstattung von 2012 stellte ich erstmalig die Kampagne
„Gewalt kommt nicht in die Tüte. Sag, was Du nicht willst“, vor.
Ziel war und ist es, die Gewaltbereitschaft Jugendlicher in Paarbeziehungen
in den Blickpunkt der jungen Menschen zu rücken und das Thema an die
Öffentlichkeit zu bringen. Im Rahmen der Kampagne wurden die Kondome
mit dem genannten Slogan auf der Verpackung in Schulen, Jugend- und
Beratungseinrichtungen mit dem Ziel verteilt, junge Menschen zu
sensibilisieren und weitere Diskussionen anzuregen. Es ist meinen
Kolleginnen aus Neukölln und Charlottenburg/Wilmersdorf und mir aus
Reinickendorf gelungen, diese Aktion weiterzuführen. Am Internationalen
Mädchentag am 11.10.2013, einen von den Vereinten Nationen ins Leben
gerufenen Aktionstag, wurden die Kondome mit Infomaterial verteilt. Die
Kampagne wurde mit unserem Einverständnis in verschiedene
Bundesländer weitergegeben.
Jobcenter Berlin Reinickendorf und Agentur für Arbeit Nord
Es besteht eine direkte Zusammenarbeit mit dem Jobcenter Reinickendorf,
der Beauftragten für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt, Frau Hildt.
Die Bezirke Pankow, Charlottenburg/Wilmersdorf und Reinickendorf stehen
in guter Kooperation mit der Bundesbeauftragten der Bundesagentur,
aktuell wird eine Vereinbarung überprüft, die Frauen in Gewaltsituationen
den Zugang zum Jobcenter vereinfacht.
TERRE DES FEMMES
Die Frauen und Menschenrechtsorganisation mit dem Geschäftssitz in
Berlin ist eine verlässliche Partnerin bei der Beratung zu Fragen rund um
die Gewalt an Frauen. Jährlich findet eine Fahnenhissung „Nein zu Gewalt
an Frauen“ zum Antigewalttag im Rathaus statt. Eine gute und jahrelange
Kooperation und Begleitung gab es bei der Strategieentwicklung der
Workplace Policy.
Al Samar e.V.
Die Kooperation mit dem Reinickendorfer Verein Al Samar e.V. wurde auch
in 2013 fortgesetzt.
Am 27.10.2013 wurde eine große Benefizveranstaltung mit orientalischem,
asiatischem und afrikanischem Tanz durchgeführt.
Der Gewinn unterstützt Projekte und Kooperativen im Tschad, die es z.B.
Kindern ermöglicht, eine weiterführende Schule zu besuchen.
Der gleiche Förderzweck wurde mit dem jährlichen Familienbrunch im
Centre Bagatelle verfolgt.
Aserbaidschan zu Besuch in Reinickendof
Zwölf Vertreterinnen und Vertreter von Nicht-Regierungsorganisationen, die
einer Einladung der Bundesregierung gefolgt waren, informierten sich zu
Fragen der Prävention und den Berliner Strukturen (Frauenhäuser, BIG
Hilfetelefon etc.) rund um das Thema der Häuslichen Gewalt (siehe
Anlage).
Infoveranstaltungen Humane Trennung und Scheidung e.V. im Jahr
2013
a) Referentenabend zum Thema „Was kostet mich ein Rechtsanwalt in
Familiensachen?“
b) Referentenabend „Elternunterhalt – was muss ich für meine Eltern
zahlen?“
c) Referentenabend „Kindesunterhalt – was muss ich für meine Kinder
zahlen?“
d) Referentenabend „Was kostet eine Trennung und Scheidung und wie
kann ich Kosten sparen?“
5. Beratungsarbeit
Die individuelle persönliche Beratung ist ein wichtiges Angebot in meinem
Tätigkeitsfeld und wird rege nachgefragt. Die wichtigsten Themenbereiche
sind nach wie vor prekäre Lebenslagen von Frauen wie z.B. Häusliche
Gewalt, ALG II und Grundsicherungsbezug, Schulden, Trennungen und
Scheidungen, Aufenthaltsstatus sowie das fast unlösbare Problem von
bezahlbarem Wohnraum etc. Es ist mir ein besonderes Anliegen, den Frauen
im Rahmen meiner Beratungskompetenz die entsprechende Hilfe zukommen
zu lassen bzw. sie an Fachstellen zu verweisen.
Neben den öffentlichen Sprechzeiten, dienstags von 09:00 – 12:00 Uhr und
donnerstags von 15:00 – 18:00 Uhr, werden Termine auch individuell und
umgehend vereinbart.
Darüber hinaus findet die Beratung sowohl telefonisch als auch per E-Mail
statt.
Die Beratungsinhalte sind vielfältig und betreffen Bereiche wie z. B.:
Trennung und Scheidung
Gewalt in der Ehe und Partnerschaft
Vermittlung an die BIG Hotline, Zufluchtswohnungen und Frauenhäuser
ALG II – Hartz IV (fehlerhafte Bescheide, Widerspruchsberatung, Anträge
auf ein Darlehen bei Umzug, Kaution, Mietschulden, Umgang des Jobcen-
ters mit den Klientinnen)
Grundsicherung, Wohngeldanträge
Sorge- und Umgangsrecht, Verweis an die Sozialpädagogischen Dienste,
Unterhaltsfragen
Mobbing am Arbeitsplatz, Stalking, sexuelle Belästigung
Wiedereinstieg in den Beruf
Alleinerziehende Frauen
Lebenslagenberatung allgemein
Beratung nach dem Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz (AGG)
Frauen und Behinderung
Zwangsehen
Beratung von Frauen mit Migrationshintergrund
Suchtproblematiken
Frauen und Schulden
Für Frauen, die von Gewalt betroffen sind, bestehen gute und langjährige
Kooperationen zu den Frauenhäusern und Zufluchtswohnungen der Stadt,
der Beratungsstelle BIG HOTLINE (Tel.: 030-6110300), der
Frauenrechtsorganisation TERRE DES FEMMES (Tel.: 030-40504699-0) und
der Polizei. In 2013 ging das Hilfetelefon des Bundesministeriums für
Familie, Senioren, Frauen und Jugend unter der kostenlosen Rufnummer
08000116 016 ans Netz. Die Hotline ist 24 Stunden rund um die Uhr besetzt.
6. Ausblick
Gleichstellung ist und bleibt ein Thema. Bis die tatsächliche Gleichstellung
von Mann und Frau, wie im Artikel 3 des Grundgesetzes beschrieben,
erreicht ist, liegt noch eine lange Strecke vor uns. Daher werden die
Gleichstellung der Frau und die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen
weiterhin im Fokus meiner Tätigkeit stehen.
Derzeit arbeite ich intensiv an Kampagnen zum Equal Pay Day und zum
Girls’Day 2014. Weiterhin werden mich die Ungleichheiten von Frauen in
Aufsichtsräten und Vorständen und das bestehende Lohngefälle
beschäftigen. Im diesem Jahr unterstütze ich den Equal Pay Day unter dem
Schwerpunktthema „… und raus bist du? Minijobs und Teilzeitarbeit nach
Erwerbspausen“ oder/und „kurze Freuden – lange Reuen“.
Mein Engagement richtet sich auch weiterhin auf die Intensivierung der
Netzwerkarbeit, hin zu den Institutionen und Schnittstellen der Politik und
Verwaltung, dieses im Ergebnis zum Nutzen der Bürgerinnen und Bürger des
Bezirkes Reinickendorf.
Zum Redaktionsschluss kann ich Ihnen noch mitteilen, dass ich im Januar
2014 zur Bundessprecherin der Bundesarbeitsgemeinschaft der kommunalen
Frauenbüros und Gleichstellungsstellen in Deutschland gewählt wurde.
Ich freue mich über Ihr Engagement, Ihre Anregungen und auf die
Zusammenarbeit im Jahr 2014.
Berlin, den 13.03.2014
Brigitte Kowas
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